den äußersten Winkel übersichtlichen Hallen sprechen besonders gut zusammen mit den Gegen¬ ständen rein volkskundlicher Art, ebenso mit dem Eisen. Die Schaugegenstände der Steyrer Stadtkultur fühlen sich von diesem mächtigen Holzgebälk allerdings zu stark umklammert. Die Waffen und Gebilde aus Stein haben in der Eingangshalle ihre Auf¬ stellung gefunden. Die Grabsteine wurden in die Wände eingelassen, die wenigen Steinplastiken auf Sockeln in gehörigen Abständen aufgestellt. In der Mitte stehen die Waffen, in zwei Reihen geordnet. Es ist, als ob das Steyrer Bürgerkorps mit seinen Hellebarden, Spießen, Morgen¬ sternen und Roßschindern in feierlichem Zuge nach vorn aufmarschiert wäre. Die Geister haben sich verflüchtigt, aber die Waffen stehen noch gespenstisch in der Neihe. Ganz vorne ist das Blutbannschwert aufgepflanzt, mit der Spitze nach oben. Mit seiner Höhe von 2.70 m fesselt es sofort den Blick des Besuchers beim Betreten des Hauses. Es ist kein Kampf-, sondern ein symbolhaftes Schwert und drückte das Recht der Stadt aus, Todesurteile zu fällen. In Messing eingelegt findet sich auf ihm die Darstellung eines Krummstabes und eines Schwertes, der Symbole der beiden Gewalten des Mittelalters, der geistlichen und der weltlichen. Hinter ihm stehen zwei Kampfschwerter, Flamberge, die für Fußkämpfer gebräuchlich waren. Der Wald von Hellebarden ist umlagert von Feldschlangen, kleineren Geschützen — ein schönes messingnes Kanonenmodell aus barocker Zeit ist darunter — und sechs Pöllern. Zu beiden Seiten senken sich einige Bürgerkorpsfahnen gegen das Blutbannschwert. An der rechten Seitenwand sind die Brustpanzer und Helme und darüber einige Armbrüste mit ihren Spannern (Geißfüßen). Von den Gewehren, die an die Doppelreihe der Hellebarden anschließen, konnte nur eine Auswahl in die Schausammlung gestellt werden. Steinschloßgewehre der Stadtwache stehen da, zwei schwerfällige Musketen, sogenannte Wallbüchsen; eine Anzahl Gewehre deutet die Entwicklung bis zum modernen Hinterlader an, über die Perkussionswaffen zum System Werndl, alles Steyrer Erzeugnisse. Eine Vitrine im ersten Stock zeigt einige kostbarere Stücke und Kuriosa: 2 Nad¬ schloßbüchsen, Perkussionspistolen, Dolche, Wildererbüchsen usw. In der Halle steht noch eine Auswahl von Degen und Säbeln aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Von der Stirnwand der Halle schauen uns zwei Steine mit edlem gotischen Maßwerk entgegen. Es sind Gesimsstücke, das letzte, was von einem gotischen Haus am Hauptplatz (Reichlhaus) übriggeblieben; es mußte der neugotischen Sparkasse weichen, die das alte Bild des Steyrer Hauptplatzes so sehr stört. Als einziger, aber nicht sicherer Vertreter spätrömischer provinzieller Bildhauerei ist ein nackter Knabe, sehr verstümmelt, ausgestellt. Die deutsche Renaissance vertritt der in einer Mauernische stehende Marmorbrunnen eines Pflegers aus der Gegend von Sierning. Ein Nepomukkopf ist noch zu nennen, vielleicht ein Überrest einer Statue von einer der Stehrer Brücken. Die Holzplastiken sind in den beiden Stockwerken verteilt und schmücken die hölzernen Pfeiler. Sie sind vorwiegend aus den Beständen der aufgelassenen Stifte, besonders Garsten, meist mittelmäßig, und nicht gut erhalten. Drei Heilige, Nikolaus, Wolfgang und Leonhard, die hier in einem Schrein vereinigt wurden, entstammen der Steyrer Stadtpfarrkirche (Nikolaus¬ altar). Zu den besten Plastiken gehören zwei barocke Gestalten, die die Wappen des Garstner Stiftes und des Garstner Abtes Spindler vor sich halten. Sie stammen von dem einstigen Hochaltar der Stiftskirche, der 1622 von dem in Garsten ansässigen Bildhauer Hans Spindler geschaffen wurde. Ihre feine farbige Fassung rührt von dem Maler Georg Scheible her. Weitere Teile dieses Altares befinden sich im Landesmuseum Linz und in der Spitalskirche in Eferding. Auch die vielleicht beste Holzplastik, eine weibliche Gestalt, dem Zürnkreis nahestehend, ist städtische Kunst. Hier nenne ich noch die beiden herrlichen Neliquienrahmen edelster Barock¬ arbeit, die wahrscheinlich auch aus Garsten stammen. Der größte Bestand an figuraler Plastik ist aus gotischer Zeit um 1500. Diese Stücke verstehen sich prächtig mit dem mehr volkskund¬ lichen Plastikenbestand. Die Hauptmasse der Sammlungen ist in zwei Abteilungen geteilt; das erste Stockwerk enthält die stadtgeschichtliche, das zweite Stockwerk die volkskundliche Abteilung; letzterer ist auch das Eisen beigegeben. Das volkskundliche Sammelgut durchdringt aber da und dort den stadtgeschichtlichen Teil, besonders dort, wo das Handwerk auftritt.
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