OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

90 germeisters jedoch nicht den Gefallen der NS-Landeshauptmannschaft. Als nun auch dem „Gau Oberdonau“ der Verkauf des Meister-Ateliers nicht gelingen wollte, kam es zu einer interimistischen Wende, die Hans Krölls Bewerbung aus dem Jahr 1936 zu kurzfristigem Erfolg verhelfen sollte: Am 16. September 1938 betraute Landesrat Danzer namens der Landeshauptmannschaft Oberdonau Kröll mit der Leitung Mehr als neun Monate nach seiner ersten Stellungnahme, im April 1937, sandte Landeshauptmann Dr. Gleißner dem Bundesministerium für Handel und Verkehr ein zweites ausführliches Papier, nun zur Veräußerungsabsicht des Landes Oberösterreich. Das Ministerium bestätigte ein grundsätzliches Kaufinteresse, verwies aber auf die offene Frage der Finanzierbarkeit, für deren Prüfung das Finanzministerium zuständig sei.129 Dieses wiederum anerkannte den zusätzlichen Raumbedarf der Bundesfachschule nicht, sodass eine tatsächliche Prüfung gar nicht mehr vorgenommen und aus diesen formalen Gründen das parallel vonseiten des Direktors der Bundesgewerbeschule und der Stadt Steyr eingebrachte Ankaufsersuchen an den Bund abschlägig beschieden wurde. Der jetzt vom Land Oberösterreich ins Spiel gebrachten Überlegung, das Gebäude der OÖ. Landes-Kunstschule an die Stadt Steyr zu verkaufen, kam die Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland am 12. März 1938 zuvor. Circa zweieinhalb Monate nach der deutschen Okkupation, am 30. Mai 1938, forderte der Gaukämmerer Landesrat Franz Danzer130 die Stadtgemeinde Steyr auf, Vorschläge zur Übernahme des Meister-Ateliers durch die Stadtgemeinde einzubringen.131 In seiner Antwort ließ der nationalsozialistische Bürgermeister von Steyr, Hans Ransmayr,132 wissen, die Stadtgemeinde würde über keinerlei Mittel hierzu verfügen; sie könne aber unter der Voraussetzung, dass ihr das Gebäude des Meister-Ateliers zur Vermietung für Wohnzwecke überlassen werde, ein Darlehen zum Ankauf aufnehmen.133 Offenbar fand der Vorschlag des Bürin Hohenfurth deponiertenWerkenMichael Blümelhubers gezählt haben soll, kam als einziges Objekt wieder nach Steyr, wo sie entstanden ist, zurück. Sie konnte 1971 von der Stadt Steyr bei dem Londoner Kunsthändler Dipl.-Ing. K. M. Blauhorn angekauft werden. Leider wurde jener Teil der Akten des Meister-Ateliers [Oberösterreichisches Landesarchiv, Handschrift 99, „Autonome Landesverwaltung“, Stichwort Steyr], der über die Geschichte des Meister-Ateliers nach 1936 und vielleicht auch über die mündlich überlieferte Auslagerung von Werken M. Blümelhubers Auskunft geben könnte, laut Aktenvermerk im Jahr 1948 entnommen, ohne je wieder zurückgestellt zu werden. (Für diese freundliche Auskunft danke ich Direktor Dr. Gerhart Marckhgott, OÖ. Landesarchiv.) 126 Das Grabkreuz von Reg.-Rat Ing. Josef Haßlinger am Friedhof in Steyr ist eine Arbeit von Professor OStRMag. Karl Adolf Krepcik (* Steyr 20. 7. 1907, † 19. 6. 2002 Wolfern). 127 Brief vom 30. Juli 1936 mit dem Zeichen 1262/1.936 im Bauakt. 128 Freundliche Mitteilung von Dr. Ingeborg Korninger, der Tochter von Reg.-Rat. Prof. Hans Gerstmayr, im Sommer 2010. 129 Brief vom 9. April 1937 mit der Zahl V 815/3+41936 im Bauakt. 130 Zu seiner Person (* 26. 1. 1896) vgl. Ellmauer – John – Thumser (2004), S. 254–256. 131 Vgl. das von Franz Danzer gezeichnete Schreiben der oberösterreichischen Landeshauptmannschaft vom 30. Mai 1938 mit der Zahl V 389/11938 im Bauakt. 132 Zu Hans Ransmayr († 12. 11. 1949) vgl. Brandl (1980), S. 171. 133 Vgl. das von Bürgermeister Ransmayr gezeichnete Schreiben an die oö. Landeshauptmannschaft vom 8. Juli 1938mit der Zahl 3.220 imBauakt.

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