OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

89 schule sah zugleich die Bestellung von Professor Hans Gerstmayr zum Leiter der künftigen Oberstufe für Stahlschnitt vor.124 Die weitere Zukunft und Nutzung des Meister-Ateliers wurden zwar offiziell in Schwebe gelassen, eine Fortführung des Betriebs durch das Land war jedoch von vornherein nicht ernsthaft ins Auge gefasst, weshalb auch Hans Krölls Bewerbung im Sande verlief. In einer zehnseitigen Stellungnahme offerierte Dr. Gleißner dem Bundesministerium für Handel und Verkehr am 28. Juli 1936 die Überlassung wesentlicher Arbeitswerkzeuge und Maschinen sowie an Michael Blümelhuber erinnernder künstlerischer Gegenstände, höchstwahrscheinlich für die geplante Schaffung eines würdigen Blümelhuber-Gedenkraums in der Steyrer Bundesfachschule.125 Mit dem Entgang der Meister-Atelier-Räumlichkeiten wollte sich diese aber nicht abfinden; der Anstaltsdirektor, Regierungsrat Ing. Josef Haßlinger,126 wandte sich daher am 30. Juli 1936 in einer mit dem Steyrer Bürgermeister abgesprochenen Initiative an das oben genannte Ministerium mit dem Ersuchen, das Meisteratelier-Gebäude für die Erweiterung der Bundesfachschule käuflich zu erwerben.127 [Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Haus am Posthofberg vonseiten des Landes zwischenzeitlich auch verschiedenen Privatpersonen, unter ihnen Professor Hans Gerstmayr,128 zum Kauf angeboten wurde. Wahrscheinlich erhoffte man sich von einer Veräußerung an Private einen höheren Erlös als von einem Verkauf an den Bund. Wegen des noch laufenden Ersuchens vom 30. Juli 1936 (siehe oben) wurden diese Bemühungen jedoch nicht mit Konsequenz weiterverfolgt]. 124 Vgl. die Abschrift des Briefes von Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner im Namen der oö. Landesregierung an das Bundesministerium für Handel und Verkehr in Wien vom 28. Juli 1936 mit der Zahl V-815/1+2 (besonders Punkt II auf S. 7–9: Zur Frage der Nachfolgerschaft nach dem verstorbenenMeister Blümelhuber) (im Bauakt). 125 Vgl. die in der vorhergehenden Anmerkung genannte Quelle (Seite 9, Punkt 2). Es ist nicht ganz geklärt, wann und in welcher Form diese Vereinbarung des Landeshauptmannes mit dem Bundesministerium für Handel und Verkehr umgesetzt wurde. Tatsache ist, dass bis auf wenige Ausnahmen fast alle Einrichtungsgegenstände aus dem Meister-Atelier für Stahlschnitt als verschollen gelten. Nach gegenwärtigem Wissensstand kann Folgendes festgehalten werden: Die Nichte und Adoptivtochter Angela („Ella“) Blümelhuber konnte einen kleinen Teil der persönlichen Habe des Künstlers an sich nehmen. Die Tagebücher Michael Blümelhubers lagen dagegen – zusammen mit anderen Schriften – jahrelang im Keller des Gebäudes Michael-Blümelhuber-Straße Nr. 3 und wurden nur zufällig nicht verheizt; sie gelangten an Reg.-Rat. Professor Rudolf Sterlike. Die Bestände der damaligen Bundeslehranstalt für Eisen- und Stahlbearbeitung und für Elektrotechnik, in die eventuell auch Gegenstände aus dem Meister-Atelier eingegliedert worden waren, wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und nach diesem durch Plünderungen stark vermindert [Vgl. dazu den Artikel „Blüten und Blumen auf blankem Stahl – Vor 40 Jahren baute man dasMeisteratelier Blümelhubers“. In: Linzer Volksblatt, Nr. 230 vom 2. Oktober 1948 und Jurkowski (1974), S. 11]. Sechs Werke Michael Blümelhubers in der OÖ. Landes-Kunstschule, die Eigentum des Landes Oberösterreich waren und in der Folge dem Gau Oberdonau zufielen, wurden von den Nationalsozialisten angeblich in das Zisterzienserstift Hohenfurth ausgelagert und sollen sich noch am 8. Mai 1945 an diesemOrt befunden haben. Über ihr weiteres Schicksal gibt es keine Aufzeichnungen [Vgl. die Anfrage der Finanzabteilung des Amtes der oö. Landesregierung vom 28. Dezember 1981 mit dem Zeichen Fin-9073/2-Wid-1981 an den Leiter der Abteilung Kunst- und Kulturgeschichte am Oberösterreichischen Landesmuseum Dr. Benno Ulm (im Archiv der OÖ. Landesmuseen, Inv.-Nr. K-114/1)]. Die UnikaPlakette „Evangelium“, die nach den Erinnerungen von Professor Hans Gerstmayr zu den sechs

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