OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

88 Bereits einen Tag vor Eingang der Bewerbung Krölls, am 20. Februar, hatte allerdings der zuständige Schulausschuss das künftige Schicksal der OÖ. Landes-Kunstschule für Stahlschnitt in einer Sitzung nicht nur diskutiert, sondern gleichsam vorentschieden:123 Da die Mehrheit der beigezogenen Experten das Meister-Atelier als „für den regulären Schulbetrieb ungeeignet“ einstufte, sprach sich der Ausschuss für die Eingliederung der bisherigen OÖ. Landes-Kunstschule für Stahlschnitt in den Lehrplan der Bundesfachschule für Eisen- und Stahlschnitt und Elektrotechnik in der Steyrer Schlüsselhofgasse aus. Vor allem auch wegen der drückenden Erhaltungskosten – diese waren bereits zu Lebzeiten Blümelhubers, vor allem in den Jahren der Hyperinflation sowie der Weltwirtschaftskrise, nur unter großen Schwierigkeiten aufzubringen – schloss sich das Land Oberösterreich, dem als grundbücherlichem Eigentümer die finanzielle Hauptlast der laufenden Betriebskosten immer wieder zugeschoben worden war, dem Expertenvorschlag gerne an. Der umgehend gefasste Beschluss der Landesregierung zur Integration der OÖ. Landes-Kunstschule für Stahlschnitt in die Steyrer BundesfachLedl legte, auch in dieser Hinsicht dem Vorbild seines Lehrers Blümelhuber folgend, großen Wert darauf, dass seine Abbildungen in Publikationsorganen bekannt gemacht wurden, dennoch gelang es ihm nur eingeschränkt, sich nachhaltige Bekanntheit zu sichern. Seine Ehe mit Erna Ledl, geborene Bittner, blieb kinderlos. Franz Xaver Ledl starb – kaum drei Monate vor Vollendung des 78. Lebensjahres – am 9. August 1985 in Steyr. Das „Tauziehen“ umdas Schicksal des Meister-Ateliers nach demTodMichael Blümelhubers Mit dem Tod Professor Michael Blümelhubers hatte das Meister-Atelier am Posthofberg nicht nur seinen Gründer und langjährigen Leiter verloren, sondern es stand mit einem Mal auch als Institution in Frage, denn eine Fortführung der OÖ. Landes-Kunstschule für Stahlschnitt im Atelier-Gebäude war von den zuständigen öffentlichen Stellen nur auf die Lebenszeit der Gründerpersönlichkeit zugesichert worden. Mit Blümelhubers Tod endete auch für die beiden getreuen Helfer des Meisters gleichsam automatisch der Status als Mitarbeiter. Hans Kröll, der damals schon auf internationale Reputation als Bildhauer verweisen konnte, machte sich indes Hoffnung auf die Nachfolge Michael Blümelhubers als Leiter der OÖ. Landes-Kunstschule und bewarb sich am 21. Februar 1936 formell beim Steyrer Bürgermeister Dr. Josef Walk; dieser sagte per Aktenvermerk vom 18. März 1936 zu, das Gesuch bei Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner zur Sprache zu bringen.122 122 Auch die „Blümelhubergemeinde“ war in Form eines mit 1. Februar 1936 datierten Briefes ihres Sekretärs Hermann Rempt, der 1932 als Verleger von Michael Blümelhubers Buch „Jung-Faust“ fungiert hatte, an den Steyrer Bürgermeister Dr. Josef Walk für Hans Kröll als Nachfolger Blümelhubers eingetreten. Dieses Schreiben und das mit 21. Februar 1936 datierte Bewerbungsschreiben von Hans Kröll an Bürgermeister Dr. Walk finden sich im Bauakt. 123 Protokoll der im Gebäude der Bundesfachschule in der Schlüsselhofgasse Nr. 63a abgehaltenen Schulausschuss-Sitzung im Bauakt.

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