OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

85 Schon seit dem Studium an der Akademie der bildenden Künste hatte Hans Kröll damit begonnen, sich vom Stahlschnitt als hauptsächlicher Bearbeitungstechnik abzuwenden. 1941 schuf er eine Siegesgöttin in Bronze,113 etwa zeitgleich eine seiner letzten Stahlschnittarbeiten, ein offenbar unvollendetes, zylindrisches Stahlstück mit umlaufendem Figurenfries.114 Letzteres könnte nach einer Erzählung von Professor Karl Adolf Krepcik als Teil eines von offiziellen Stellen des Dritten Reichs in Auftrag gegebenen Schreibsets gedacht gewesen sein, das zur Unterzeichnung der (von den Nationalsozialisten erhofften) „allgemeinen Kapitulation vor den deutDr. Anselm Weißenhofer OSB108] sowie eine Plakette auf Barbara („Betty“) Moser,109 die Schwester Michael Blümelhubers, zeichnen sich im Besonderen durch große Plastizität, Ausdruckstärke und Lebendigkeit in der Charakterisierung aus. Eine außergewöhnliche Schöpfung stellt die in Stahl geschnittene UnikaPortraitmedaille seines Lehrers an der Wiener Akademie Professor Josef Müllner dar.110 Von Kröll stammen auch eine Olympia-Medaille, Medaillen für die Steyr-Werke und eine solche ‘Auf das Kunsthandwerk‘. Außer der bereits genannten Portraitmedaille auf Univ.-Prof. Dr. Nivard Schlögl schuf Kröll noch eine Büste dieses Gelehrten, die in der Bibliothek des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz111 aufgestellt ist. Die von Kröll zum 70. Geburtstag seines Steyrer Lehrers und Mentors Michael Blümelhuber am 23. September 1935 hergestellte, lebensgroße Stahl-Portraitbüste wird heute in der Schausammlung des Museums der Stadt Steyr präsentiert.112 Hans Kröll: Professor Reg.-Rat Rudolf Sterlike. Portraitmedaille. Vermutlich 1930er-Jahre. 108 Der Seitenstettener Benediktinerpater Anselm Weißenhofer (* 19. 8. 1883 Ybbsitz, † 14. 1. 1961 Wien) wirkte seit 1924 als Dozent an der Kunstgewerbeschule und seit 1947 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, er fungierte von 1923 bis 1938 als Schriftleiter der Zeitschrift „Kirchenkunst“ und wurde 1940 Direktor des Wiener Diözesanmuseums. 109 Lebenslauf Kröll und Loidol (2004), S. 242. Vgl. künftig Prokisch (in Vorbereitung). 110 Dieses Einzelstück mit einem Durchmesser von 80 Millimeter befindet sich im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, Inv.-Nr. MK_028030_1914B. Für die Angaben zu dieser Medaille danke ichDr. HeinzWinter (Münzkabinett des KunsthistorischenMuseums Wien). 111 Diese wurde allerdings während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg leicht beschädigt. Ich danke dem Archivar des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz, Pater Dr. Alberich Strommer OCist, für seine diesbezügliche freundliche Mitteilung. 112 Museum der Stadt Steyr, Inv.-Nr. H 21.107. Vgl. Lugmayer (1991), S. 56 und S. 70 (mit Abb. auf S. 143). 113 (Hg.) Hochleitner (1996), S. 13 (Abb.). 114 Vgl. (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.4.1. auf S. 589.

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