OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

63 Hans Gerstmayr Der erste und wohl wichtigste Mitarbeiter Michael Blümelhubers im Meister-Atelier Steyr wurde am 14. April 1882 als einziger Sohn – neben vier1 Töchtern – des Baupoliers, Stuckarbeiters und Ofensetzers Johann Gerstmayr2 sowie dessen Frau Theresia,3 in Rubring an der Enns (Gemeinde Ernsthofen, Pfarre Sankt Valentin / Bezirk Amstetten), nahe an der Grenze Niederösterreichs zu Oberösterreich, geboren. Da der Bub schon früh sein Zeichentalent erkennen ließ,4 glaubte man, eine Berufsausbildung bei dem Maler und Anstreicher Ferdinand Bittner in Steyr wäre das Richtige für ihn. Hans Gerstmayr bewies zwar Geschick, verließ Meister Bittner aber bereits nach sieben Wochen, da er Kunstmaler, nicht Zimmermaler werden wollte. Seinem Katecheten gelang es, einen Freiplatz für Hans bei den Kalasantinern in Wien zu erlangen. So konnte Gerstmayr seine Ausbildung an der Wiener Fachschule für Graveure, Gold- und Silberschmiede im Atelier des Graveurs Josef Stepan5 beginnen, wo er von 1896 bis 1900 das Gravieren und Stempelschneiden erlernte. Bei so bedeutenden Lehrern wie den Professoren Stephan Schwartz, Julius Trautzl6 und Hundert Jahre Meister-Atelier für Stahlschnitt in Steyr 1910–2010 (Teil 2) Historische Voraussetzungen, Gründung und Wirkungsgeschichte. In Teil 2 behandelte Künstler: Hans Gerstmayr, Ferdinand Anders, Hans Kröll, Franz Xaver Ledl, Martin Strolz Von Norbert Loidol 1 Vgl. Watzinger (1982a), S. 69. 2 Der Vater Johann Gerstmayr (* 24. 3. 1849, begraben 1. 12. 1913) richtete als einer der ersten Ofensetzer in den Bauernhäusern Sparherdküchen ein, die nach und nach die alten Rauchküchen ersetzten. Daneben betrieb die Familie Gerstmayr eine kleine Landwirtschaft. Trotz des bäuerlich-ländlichen Milieus entwickelte Johann Gerstmayr der Ältere ein starkes Interesse für Kunst und stand den diesbezüglichen Bestrebungen seines Sohnes aufgeschlossen gegenüber. Vgl. Watzinger (1982a), S. 69. 3 Theresia Gerstmayr, geborene Steffelbauer (* 25. 10. 1843, begraben 22. 11. 1919), hatte auf das kleine Anwesen der Familie Gerstmayr in Rubring eingeheiratet. Sie stammte von einem großen Bauernhof in Pyburg (Gemeinde Sankt Pantaleon-Erla / Bezirk Amstetten). Vgl. Watzinger (1982a), S. 69. 4 Ein in den 1890er-Jahren angelegtes Aquarellskizzenbuch mit Studien, Portraits und Darstellung der Landschaft in der engeren Umgebung seines Heimatortes gibt Zeugnis von diesem frühen zeichnerischen Schaffen Hans Gerstmayrs. 5 Der Sohn von Josef Stepan, Karl Maria Stepan (* 24. 6. 1894 Wien, † 11. 9. 1972 Graz), der in der Zeit der Meisterlehre Hans Gerstmayrs neben diesem aufwuchs, war von 1934 bis 1938 Landeshauptmann der Steiermark und von 1946 bis 1968 Generaldirektor des Katholischen Pressevereines in der Steiermark, der heutigen Styria Media Group AG. Vgl. auchWatzinger (1982a), S. 70. 6 Der Bildhauer und Medailleur Julius Trautzl (* 21. 10. 1859 Arco Trentino, † 22. 4. 1958 Wien) hatte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei den Professoren Edmund von Hellmer und Caspar von Zumbusch studiert und unterrichtete von 1894 bis 1925 an der Staatsgewer-

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