53 den akademisch ausgebildeten Ärzten vorbehalten. Wundarztwitwen durften das Gewerbe, unter Aufsicht eines Provisors, mit den Gesellen und Lehrlingen ein halbes Jahr lang fortführen. Danach mussten sie das Gewerbe entweder verkaufen – oder wieder einen Wundarzt heiraten, was nicht selten geschah. Der „Mozartwinkel“ Für die Vorfahren der Wundarztfamilie Mozart aus dem „Mozartwinkel“ sind in zahlreichen regionalen Dokumenten sehr unterschiedliche Schreibweisen belegt, wie Motzhart, Mutzhart, Mutzenhart, Mozet, Motzard oder Moßhart. Evtl. bedeutet(e) „Motz“ ein Die Innviertler Wundarztfamilie Mozart – Eine genealogische Spurensuche Von Franz Daxecker Es ist beachtenswert, dass die aus dem „Mozartwinkel“ (Bayerisch-Schwaben, Gegend zwischen Lech, Donau und Allgäu) über Mattighofen bis nach Wien gekommene Wundarztfamilie Mozart zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, Apotheker sowie andere Akademiker hervorbrachte. Schon allein der geografischen Nähe wegen ist die Möglichkeit einer Verwandtschaft dieser Familie mit dem Salzburger Genius Wolfgang Amadeus Mozart durchaus gegeben, aus Dokumenten und Literatur bislang jedoch nicht hinreichend nachweisbar. Wenn eine Verwandtschaft bestand, dann liegen ihre Wurzeln am wahrscheinlichsten im 15. oder 16. Jahrhundert.1 Bader, Barbier, Chirurg, Wundarzt Die Wundärzte2 hatten im 18. Jahrhundert eine streng geregelte Ausbildung.3 Als Handwerker konnten sie vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister aufsteigen, hatten an der Medizinischen Fakultät Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen abzulegen. Sie durften Klistiere geben, zur Ader lassen, Pflaster auflegen, Verletzungen und Geschwüre heilen, verrenkte Glieder einrichten, Starstechen, Stein- und Bruchschnitt durchführen, Arm- oder Beinbrüche kurieren und wurden zu Obduktionen beigezogen. Die Behandlung innerer Erkrankungen war ihnen aber verboten und blieb ausnahmslos 1 Der Mozartforscher Heinz Schuler (Heinz Schuler, Wolfgang Amadeus Mozart. Vorfahren und Verwandte, Genealogie und Landesgeschichte 34, Neustadt an der Aisch 1980, S. 162–167) führt die Wundarztfamilie Mozart in seiner Genealogie an, wie auch andere Familien, denen keine Verwandtschaft zu W. A. Mozart nachgewiesen werden kann: die Malerfamilie Mozart aus Augsburg und die Immelstettener Mozartfamilie. 2 Bader, Barbier, Wundarzt oder Chirurg: Die Bezeichnung der Tätigkeiten war fließend, sie wurden im 18. Jh. eingegrenzt. Im 19. Jh. war nur noch die Berufsbezeichnung „Wundarzt“ gebräuchlich. 3 Christl Steiner, verehel. Durdik, Die Bader und Barbiere Wiens zur Zeit Maria Theresias (1740– 1780), Dissertationen der Universität Wien 118, Wien 1975, S. 174–179.
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