OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

3 Als Hauptwerk Grabherrs wird das „Historisch-topographische Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs“ angesehen, dem noch heute ungeteilter Respekt gebührt. Von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien 1975 herausgebracht, sollte es den Grundstock für die Erfassung sämtlicher landesweit verifizierbarer Anlagen in einer analogen Datenbank liefern. Um die in dem Sammelwerk aufgelistete Objektfülle näher kennenzulernen, unternahm der Verfasser dieses Beitrags ab 1975/76 regelmäßige Begehungen. Damit begann auch eine kritische Auseinandersetzung, denn bald wurde ersichtlich, dass insbesondere die Verortungsdaten eine empfindliche Schwachstelle des Handbuchs bilden. Grabherr hatte versucht, die Burgen und Herrensitze mittels X-/Y-Angaben auf den jeweiligen Blättern der ÖsterreichKarte (Maßstab 1 : 50.000) einzumessen, eine damals durchaus probate Methode. Das Problem bestand aber darin, dass es ihm v. a. zeitbedingt unmöglich gewesen war, alle Anlagen persönlich zu besuchen und in ihrer exakten Position „Diese Zeilen sollen übrigens nur dazu dienen, Freunde unserer Burgruinen, welche zu etwas mühsamer Forschung Eifer haben, auf eine der zugleich merkwürdigeren und weniger bekannten Ruinen aufmerksam zu machen. Solchen, welche außer der Forschungslust auch leibliche Gelüßte tragen, sei es gesagt, daß in der Nähe der Ruine außer gutem Wasser für Erfrischung nicht gesorgt ist …“ Josef Scheiger, 1867 Einleitung Wohl kein anderer Name ist mit der oberösterreichischen Burgenforschung derart eng verbunden wie jener des „Pioniers“ Norbert Grabherr (* 24. Jänner 1919 in Linz, † 20. Oktober 1977 Pasching). Die schulische Ausbildung – Volksschule, Realgymnasium, Handelsakademie – durchlief er in seiner Vaterstadt; Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft durchkreuzten Studienpläne. Nach Jahren eher glückloser selbstständiger Berufstätigkeit trat Grabherr 1951 in den Dienst des Landes Oberösterreich, wurde Mitarbeiter des OÖ. Landesarchivs und 1970 zum „Wirklichen Amtsrat“ ernannt. Von Anfang an galt sein wissenschaftliches Hauptinteresse dem Schatz der heimatlichen Burgen und Schlösser; bereits 1963 erschien sein erster Burgenband, 1964 sein zweiter; unzählige weitere Bände und Abhandlungen folgten.1 Neue Erkenntnisse zu Norbert Grabherrs Historisch-topographischem Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs Von Christian Steingruber* * Redaktionelle Bearbeitung: Camillo Gamnitzer 1 Zum Lebenswerk siehe: Alois Zauner, Nachruf Norbert Grabherr. Jahrbuch des OÖ. Musealvereins, 123. Band, Linz 1978, 9 ff.

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