OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

36 Da aufgrund der zunehmenden Waldwirtschaft und des damit einhergehenden Baus von Forststraßen der Weiterbestand der Nekropole nicht mehr gewährleistet schien und überdies Raubgräber ihr Unwesen trieben, entschloss man sich beim Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien (Otto H. Urban) und beim Linzer Stadtmuseum/ Nordico (Erwin M. Ruprechtsberger) um die Jahrtausendwende zu einer gemeinsamen, endgültigen Untersuchung. Die unter der örtlichen Leitung von Stefan Moser und Christina Schmid von 2000–2002 im Zirkenauerwald tätigen Archäologen konzentrierten sich im ersten Jahr auf einen großen, ca. 1 m über den Erdboden herausragenden Hügel des Gräberfeldes, den N. Grabherr offenbar als Burghügel in Verdacht hatte. Nach Abtragen der Aufschüttung fand man an verschiedenen Stellen frühmittelalterliche Keramikgefäße, von denen eines ein Bodenzeichen in Form einer Swastika aufwies. Im Zentrum des Grabhügels stieß man auf korrodierte Eisengegenstände, die F. Gillmayr nach aufwendiger Restaurierung als Messer und Hiebschwert identifizieren konnte.79 [Das Ausbleiben von Skelettfunden war erklärlich, denn im kalkarmen Boden des Mühlviertels lösen sich Knochen meist schon binnen weniger Jahrzehnte auf]. Im nächsten Jahr untersuchte man noch zwei andere Hügel, wobei ein bemerkenswerter kleiner, handgeformter Napf geborgen wurde. den Eindruck von Tumuli erwecken. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Die „künstlich aufgeschütteten Hügel“ wurden bereits während des 1. Weltkrieges von Paul Löffler beobachtet, der im Sommer 1918 eine Begehung und Begutachtung durch Georg Kyrle veranlasst hatte. Der damalige Bericht des Prähistorikers: „Im sogenannten Zirkenauerwald, Grundparzelle 96, des Franz Aumeier, Beutelanwesen in Nieder-Reithern Nr. 9, findet sich, wenig nordöstlich vom Anwesen Beutel, auf einem weitgestreckten Plateau, das sehr sandig ist und schüttere Föhrenbestände trägt, am östlichsten Ausläufer desselben, zum Teil schon am milde verlaufenden Südhange eine Hügelgruppe von einigen 20 Hügeln, von denen 3 durch ihre Höhe von über 1,5 m besonders hervorragen. Paul Löffler hat die Lage der Hügel zueinander genau vermessen. Die von dem Genannten in 2 Hügeln durchgeführten Grabungen haben nur Streuscherbenfunde von spätmittelalterlichen Gefäßen ergeben, ferner, dass die Hügel künstlich aufgeschüttet wurden. Sepulturen (=Bestattungen, Anm. d. Verf.) konnten nicht festgestellt werden.“78 Die äußere Beschreibung der Fundstelle ist noch heute prinzipiell gültig. Nicht nur mit der zeitlichen Einordnung der Gefäßscherben hatten Kyrle und Löffler freilich gewaltig geirrt … In den 1930er-Jahren beschäftigte sich der Mühlviertler Archäologe Josef Kneidinger erneut mit den Hügeln und konnte sie sowohl von der Form als auch von der Struktur her eindeutig als Grabhügel ansprechen. Geborgene Keramik mit sogenannter Wellenbandverzierung gestattete eine präzise Zuordnung ins Frühmittelalter. 78 Georg Kyrle, Bodendenkmale zwischen Gallneukirchen und Schwertberg. Mitteilungen des Staatsdenkmalamtes 1, 1919, Punkt 6, 76. 79 Erwin M. Ruprechtsberger, Die Ausgrabungen in Engerwitzdorf 2000–2002. Worauf wir stehen – Archäologie in Oberösterreich. Weitra 2003, 85 ff.

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