OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

26 ist, dass selbst wiederholte Begehungen der betreffenden Geländepartie am Südhang des Hohenstein-Berges negativ verliefen. Dasselbe gilt für Anfragen bei den Bewohnern des Hofes und lokal tätigen Heimatforschern. Erst eine Entdeckung im benachbarten Pulgarner Wald sollte des Rätsels Lösung anbahnen. Bei einer seiner Erkundungen oberhalb des Klosters Pulgarn war Franz Gillmayr (Linzer Stadtmuseum/Nordico) ein ausgeprägter Wallgraben ins Auge gesprungen, welcher den auf drei Seiten steil abfallenden (von der Bevölkerung „Tanzboden“ genannten) Felssporn gegen das ungeschützte Hinterland abriegelt. Da Wehranlagen wie diese oft auf solch exponierten Plätzen gebaut wurden, dachte F. Gillmayr zunächst an einen mittelalterlichen Burgstall, doch der Wallgraben im Pulgarner Wald erwies sich als ungleich, nämlich um Jahrtausende, älter! Schon die erste Sondierung durch Gillmayr hatte bemerkenswerte urgeschichtliche Funde erbracht, worauf das Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien (Otto H. Urban) und das Nordico (Erwin M. Ruprechtsberger) eine archäologische Untersuchung ansetzten. Unter der örtlichen Leitung von Karina Grömer konnte man eine wichtige, befestigte Höhensiedlung52 der Jungsteinzeit/Frühbronzezeit verifizieren; ihre Wiederbenützung im Mittelalter lag nahe, konnte aber nicht belegt werden. Wehrbau Der namenlose Wehrbau innerhalb der eisenzeitlichen Anlage, etwas südwestlich des o. a. Burgstalls, ist von nicht ganz geklärter Bestimmung. Der Burgenarchäologe Thomas Kühtreiber tippt am ehesten auf eine „Belagerungsstellung“ aus dem Spätmittelalter oder aus der frühen Neuzeit. [Der Palas und der Turm der Burg Clam zeigen außen am Mauerwerk massive Brandspuren. Diese können, müssen aber nicht von einer durch Kampfhandlungen ausgelösten Zerstörung herrühren.] „Schwedenschanze“ Oberhalb der Klamschlucht, gegenüber dem sog. Leostein, findet sich die zweite von M. Pollak angeführte Wehranlage; vermutlich als Schanze der frühen Neuzeit anzusprechen (siehe auch den Flurnamen „Schwedenschanze“), weist sie als wehrtechnische Besonderheit in der eigentlichen Grabenanlage einen sogenannten Stolperwall auf.51 KG. undMG. Klam, VB. Perg Abschnittsbefestigung imPulgarner Wald („Tanzboden“) I/9/4 Mitterberg: Oberhalb des Bh. Mitterberger, O. und KG. Pürach, auf einem Hangsporn die Erdsubstruktion einer kleinen Burg mit Spuren von Mauerwerk erkennbar; keine Beurkundung vorhanden, Name vom Bh. abgeleitet. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Woher N. Grabherrs Informationen zur Position dieser angeblichen Burg auf einem Hangsporn oberhalb des Anwesens vlg. Mitterberger stammen, entzieht sich unserer Kenntnis. Tatsache 51 Dehio-Handbuch Oberösterreich, Band 1, Mühlviertel, 2003, 366. 52 Erwin. M. Ruprechtsberger, Frühzeit-Botschaften von den Linzer Hügeln. Linzer Archäologische Forschungen, Sonderheft XII, Linz 1995, 12 ff.

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