OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

21 sich das Erscheinungsbild der Anlage seitdem erheblich verändert hat.39 [Der ursprünglich in einem Hohlweg westlich des Burgstalls situierte Pechölstein,40 der in engem Zusammenhang mit dem Sitz stehen dürfte (Pechölgewinnung ist im Mühlviertel ab 1188 urkundlich verbürgt), konnte durch die OÖ. Landesmuseen glücklicherweise bewahrt werden. Lange Zeit im Innenhof, zuletzt im Südflügel des Linzer Schlosses ausgestellt, gehört er jetzt zum Konvolut „Römersteine“ im Depotbereich der Außenstelle Welserstraße.]41 KG. undOG. Hagenberg, VB. Freistadt Turntobel (Eberstein) C/6/3 Turnerdobl: Ruine einer namenlosen Burg auf dem „Turnerdobl“ genannten Berg, zwischen den Bhs. Turner und Ebersteiner, KG. Pernau. Diese Burg dürfte infolge des Burberg, keine Beurkundung. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Der Burgstall Alt-Hagenberg34 war schon aufgrund seiner Lage auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Sporn, hoch über der Talschlucht der Visnitz, ein „klassischer Vertreter seiner Art“. Gegen das Hinterland durch einen tiefen, aus dem Fels geschlagenen Abschnittsgraben abgesichert, zeigte die ansonsten relativ einfach gehaltene Anlage am östlichen Endpunkt Mauerzüge eines „Festen Hauses“. ImHochmittelalter waren hier vor allem die edelfreien Sippen der Wartberg/ Gaisbacher sowie der Aister präsent, und vermutlich – das Fehlen entsprechender Belege gestattet nur Hypothesen – hat eine dieser Herrschaften den Burgbau an der einstmals bedeutenden Salzstraße nach Böhmen veranlasst.35 Der Mühlviertler Burgenforscher Alfred Höllhuber36 – seine umfangreich dokumentierte archäologische Untersuchung (Sommer 2004) hatte vor allem mittelalterliche Keramikscherben, Metallgegenstände, einen Spinnwirtel sowie Tierknochen ergeben37 – dürfte der Letzte gewesen sein, der Alt-Hagenberg noch in unbeschädigtem Zustand zu Gesicht bekam. Im Winter 2008/09 wurde der Burgstall beim Bau eines Bringungsweges weitgehend einplaniert. Der Zerstörungsakt ist umso unbegreiflicher, als der Grundbesitzer vom historischen Stellenwert der Anlage unterrichtet gewesen war und die Schaffung eines derartigen Weges auf dem exponierten Felssporn jeder wirtschaftlichen Notwendigkeit entbehrte. Die vom OÖ. Landeskonservatorat zwischenzeitlich verfügte Unterschutzstellung38 Alt-­ Hagenbergs ändert nichts daran, dass 34 Die in einer älteren Abhandlung getroffene Ansprache des Objektes als „Hauser-Burgstall“ (vgl. N. Grabherr, Der Burgstall. OÖ. Heimatblätter, Heft 2/3, Linz 1961, 162) beruht auf einer Falsifikation und wurde auch von N. Grabherr in Folge nicht mehr angewendet. 35 Leopold Mayböck, Historische Bauten, Bez. Freistadt, Nr. III. Manuskript, Schwertberg 2010. 36 * 1919 Gutau, † 2008 Reichenstein. 37 Alfred Höllhuber, Alt Hagenberg, die ehemalige Burg am uralten Salzweg von Gusen an der Donau über Wartberg nach Böhmen. Reichenstein 2005. 38 Um die zügige Abwicklung des Verfahrens zeichnete sich insbesondere der Archäologe Heinz Gruber aus. 39 Der aktuelle Zustand des Bodendenkmales kann in der Website des Burgenforschers Markus Hauser eingesehen werden: www.burgenkunde.at (Stand 2010). 40 Karl Radler, Pechölsteine. Heimatgaue, Heft 2, Linz 1932, 147 ff. 41 Frdl. Hinweis von Ute Streitt.

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