18 Grabherrs Angaben zu dieser bedeutenden Befestigungsanlage, von der Bevölkerung „Burgwiese“ bzw. „Moarin-der-Thann-Burg“ genannt, sind samt und sonders unrichtig; der Flurname „Burgstall“ ist total unbekannt, die korrekte Katastralgemeinde ist Kremsdorf, nicht Fleckendorf. Im Handbuch fälschlich als „Erdwerk einer kleinen Wehranlage“ bezeichnet, verkörpert das Objekt die Reste einer großflächigen Wallburg (etwa 20 000 m2), angelegt auf einem markanten Höhensporn oberhalb des Mündungsbereiches der Krems in die Traun. Für eine Wehranlage hatte sich die Stelle insofern vorzüglich geeignet, als sie nach drei Seiten steil abfällt und schon dadurch bestens geschützt ist. Am einzig möglichen Zugang von Südosten her wurden zwei mächtige Wallgräben ausgehoben bzw. aufgeschüttet, der Platz damit praktisch unbezwingbar gemacht. Die Wissenschaft entdeckte die Burgwiese in den 1930er-Jahren, als wenige Meter außerhalb der Wallburg durch den Geologen Josef Schadler eine ausgedehnte Hügelgräber-Nekropole verifiziert und anschließend archäologisch untersucht werden konnte. Dabei stießen die Ausgräber auf Grabbeigaben aus der Hallstattzeit, von denen mehrere Tongefäße sowie ein bronzener Armreif in das OÖ. Landesmuseum gelangten.28 Die wichtige Frage, wie alt die Erdwälle der Burgwiese sind und wer sie erbaut hatte, konnte erst Jahrzehnte später geklärt werden: Ein Forschungsprojekt des Linzer Stadtmuseums Nordico und Hemmers, Jutta Leskovar, Stefan Traxler und den Verfasser vorgenommen, ergab folgenden Fundbericht: „Oberhalb der Talschlucht des Schmidgraben-Baches ist ein markanter Bergsporn ausgebildet, der nach Norden und Süden durch steile Abfälle schon auf natürliche Weise geschützt ist. Auf der relativ ebenen Hochfläche besteht ein Erdwerk in Form einer rechteckigen Viereckschanze, die eine Größe von etwa 35 x 30 m aufweist. Die Wallhöhe beträgt bis zu ca. 2 m. ImWesten und Osten sind dem Erdwall tiefe Gräben vorgelegt. Im Norden, am Abfall zum Schmidgraben, fehlt der Wall gänzlich, entweder ist er in die Tiefe gerutscht oder war nie vorhanden.“ Drei Jahre darauf wurde die, ohnehin vorsichtige, Annahme einer keltischen Viereckschanze im Sinne eines La-Tènezeitlichen Gutshofes bzw. Herrensitzes durch die (eingangs dieser Arbeit erwähnte) Untersuchung der Schanze bei Lochen erheblich erschüttert. Man datiert unterdessen auch das Objekt im Pollhamer Wald eher in die Zeit der bayrisch-österreichischen Grenzkonflikte. Letzte Gewissheit könnte nur eine weitere archäologische Untersuchung bringen. KG. Forsthof, OG. Pollham, VB. Grieskirchen III. Burgen undWehranlagen im Linzer Zentralraum: Burgwiese, Moar-in-der-Thann-Burg H/2/1 Burgstall: Auf einem Hangsporn das Erdwerk einer kleinen Wehranlage, Flurname „Burgstall“, nächst der O. Grabwinkel, KG. Fleckendorf; keine Beurkundung. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). 28 Peter Trebsche, Neue Einblicke in die Urgeschichte von Ansfelden. Die Ausgrabungen auf der Burgwiese 1999–2002. Worauf wir stehen – Archäologie in Oberösterreich. Weitra 2003, 77 ff.
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