OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

13 17. Jahrhunderts.20 Die Geländesituation in Wesenufer erscheint zudem für eine Burg wenig geeignet. Wenige Meter oberhalb der bekannten Burgruine Wesen (Wesenstein) findet sich jedoch eine weitere Wehranlage, die von der Forschung bislang kaum beachtet bzw. falsch angesprochen wurde (Grabherr apostrophierte sie als „Ruine des Turmes“). Das Kernwerk in Form eines annähernd kegelstumpfförmigen Hügels entstand durch Herausschneiden eines halbkreisförmigen Grabens aus dem Bergmassiv des Wesen, die hoch- bzw. spätmittelalterlichen Mauerreste am künstlich zugerichteten Plateau ragen bis zu 3 m Höhe auf und können vermutlich einem Turm (Bergfried) sowie Wohngebäuden zugeordnet werden. Gleich unterhalb des Burghügels, in Richtung der Burgruine Wesen, finden sich noch übrige Mauerzüge, die eventuell von Neben- bzw. Wirtschaftsgebäuden herrühren. Die Wehranlage ist damit als eigenständige Burg anzusprechen. Im Winter 2008 wurde die nahezu unbekannte Anlage auf Anregung des Verfassers von den Experten Heinz Gruber und Christina Schmid begutachtet. Beide tendieren zur Ansicht, dass sie als die 1325 ebenfalls explizit erwähnte obere Burg anzusehen ist. Die benachbarte untere („niedere“) Burg wäre daher mit der bekannten Burgruine Wesen gleichzusetzen. KG. Wesenufer, OG. Waldkirchen am Wesen, VB. Schärding markant über der Kesselbach-Schlucht gelegene Kernwerk halbkreisförmig gegen das Hinterland abriegelten. Ältere Berichte sprechen auch von erhaltenen Mauerzügen am Burghügel. Vor wenigen Jahren wurde die bemerkenswerte Anlage, die nicht unter Denkmalschutz stand, bei landwirtschaftlichen Meliorationsarbeiten leider weitgehend zerstört. Obwohl die Notwendigkeit eines Bringungsweges auf dem exponierten Sporn nicht erkennbar ist, vollendeten Planierungsarbeiten dieses sinnlose Vernichtungswerk, das behördlich unbedingt verhindert hätte werden müssen. So lässt sich der Standort des 800 Jahre alten Objekts heute nur noch erahnen.19 KG. Oberaichberg, OG. Waldkirchen amWesen, VB. Schärding Wesen (Wesenstein), Niederwesen M/25/9 Wesen: Ruine der Burg Wesen, auch Wesenstein genannt, in der O. Graben, KG. Wesenufer; durch moderne Aufbauten verunstaltet. Die Ruine des Turmes oberhalb der Straße. Ca. 1125 Manegoldus de Wesene; 1140 Manegolt de Wesen. M/25/10 Niederwesen: In der O. und KG. Wesenufer steht der mehrfach umgebaute Sitz Niderwesen, es ist die ehemalige Brauerei Niklas (jetzt Bierdepot). 1325 XI.30. Testament des Hadmar von Waldeck: „meineu paiden Haevser dacz Wesen, das nider vnd daz ober“. (Originale Datensätze nach N. Grabherr). N. Grabherrs Annahme, die 1325 explizit erwähnte untere („niedere“) Burg wäre mit dem ehemaligen Bräuhaus in der Ortschaft Wesenufer gleichzusetzen, ist kritisch zu hinterfragen, denn dessen älteste Gebäudeteile stammen nachweislich aus der ersten Hälfte des 19 Spärliche Reste der Annäherungshindernisse lassen sich nur noch nördlich und südlich des ehem. Kernwerkes verifizieren. 20 Dehio-Handbuch Oberösterreich, 1977, 375.

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