OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

117 der gerade für kurze Zeit am Rande des Horizontes verschwundenen Mitternachtssonne der ganze Himmel in flammendem Rot erglüht. Der Künstler ist 200 Kilometer nördlich des Polarkreises gekommen und hat das ergreifende Schweigen der baumlosen, in Eis starrenden Steppe in höchst einprägsamen Blättern festgehalten. Seine Bilder werden insbesondere den vielen ehemals verbannten Leidensgenossen viel zu sagen haben.“74 Während Hans Franta in Wien studierte, kehrte seine Ehefrau Zinajda – trotz der in den oberösterreichischen Medien vorherrschenden Berichte über die Instabilität der Sowjetmacht – 1925 nach Russland zurück.75 Die beiden hatten einander versprochen, bis an ihr Lebensende in Verbindung zu bleiben. Einige Zeit ließ Franta ihr Geld zukommen, doch der Kontakt riss 1927 ab.76 Grund dafür waren vermutlich die Repressionen, die eine Person mit engen Kontakten ins Ausland in Sowjetrussland erwarteten. Die Ehe wurde zwar erst am 4. September 1933 mit Bescheid des bischöflichen Ordinariates in Linz für ungültig erklärt, dass Franta aber bereits 1929 angab, geschieden zu sein, spricht dafür, dass er nicht an eine WiedervereiBilder geschaffen, die er trotz vieler Hindernisse in die Heimat bringen konnte. (…) Steppen und Eiswüsten, Nordlicht und Mitternachtssonne wurden ihm zum Erlebnis, das seine künstlerische Eigenart bestimmt. Er ist 200 km nördlich des Polarkreises gekommen und hat all’ das, was er dort schauen konnte, in wirksamen Bildern festgehalten.“72 „Hans Franta, den Linzern eigentlich kein Unbekannter mehr, ist ein Schilderer der russischen Landschaft des höchsten Nordens und der weiten Steppen, des magischen Nordlichts und der atmosphärischen Wunderwirkung von Sonne und Mond über den endlosen Sanddünen. Seine Farben sind eisig und leuchtend, doch von einer Musikalität der russischen Tonalität erfüllt. Mag auch mancher vor dem Seltsamen und hier fremden Erlebnissen den Kopf schütteln, unbewegt, eindruckslos, wird keiner vorbeigehen können.“73 „Franta war lange Jahre in Sibirien als Kriegsgefangener festgehalten und hat dort mit Stift und Pinsel die gewaltigen Eindrücke festgehalten, die Steppen und Eiswüsten, Nordlicht und Mitternachtssonne ihm boten. Ein günstiges Geschick hat es ihm ermöglicht, seine Arbeiten allen Fährnissen zum Trotz in die Heimat bringen zu können. (…) Wenn uns solche Bilder etwa in Zeitschriften begegnen, sind wir leicht geneigt zu sagen, das sei übertrieben, so etwas gebe es in der Natur gar nicht. Hier hat aber einmal einer der Unseren die Eindrücke festgehalten und wir müssen ihm glauben. Es sind geradezu berückende Farbenspiele: wie etwa beim Nordlicht bläulich-weiße Lichtstreifen wie breite Kulissen sich vom Nachthimmel niedersenken, oder wie im Schein 72 Linzer Tages-Post Nr. 177, 6. 8. 1927, S. 12 73 Tagblatt Nr. 174, 30. 7. 1927, S. 5 74 Linzer Volksblatt Nr. 175, 2. 8. 1927, S. 8 75 Siehe z. B. Was die Bolschewiken aus Rußland machten in: Linzer Volksblatt Nr. 223, 15. 10. 1922, S. 1–2; Rußland im Jahre 1924 in: OÖTageszeitung Nr. 4, 6. 1. 1925, S. 3–4 76 Ungewöhnliche Abenteuer des LinzerMalersHans Franta in: Nachrichten für den Sonntag Nr. 39, S. 4–5

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