OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

112 der Zeit vor Frantas Studium erhalten sind, ist anzunehmen, dass die kleinen Sammlungen an undatierten Aktstudien, die sich heute in der Albertina bzw. im Stadtmuseum Nordico befinden, aus seiner Akademiezeit stammen. Seine Beziehung zu Franta soll Karl Sterrer folgendermaßen beschrieben haben: „Was soll ich dem schon sagen – der weiß ja alles und läßt sich nichts sagen!“63 Davon, dass Franta an der Akademie keine leichte Zeit hatte, sprechen teilweise seine Noten. Während der vier Studienjahre belegte er hauptsächlich Kurse, die sichmit menschlichenDarstellungen befassten: Zeichnen im Abendakte (vier Jahre hindurch, erst im letzten Kurs verbesserte er sich von der Note „Genügend“ auf „Genügend bis Gut“), Zeichnen des Aktes (zwei Jahre lang mit Note „Gut“), Zeichnen des Gewandes (dreimal, erst im letzten Kurs verbesserte er sich von der Note „Genügend“ auf „Genügend bis Gut“), Zeichnen bzw. Malen des Naturkopfes (jeweils einmal mit „Gut“ bzw. „Genügend“), daneben auch Kompositionsstudien (zweimal mit „Gut“), Landschaftsstudien (zwei Jahre hindurch, zunächst mit „gutem“, dann „sehr gutem“ Erfolg). Außerdem schloss er Farbenchemie mit der Note „Vorzüglich“ ab, Ornamentale Schrift mit „Sehr gut“, Anatomie, Perspektive, Stillehre und Farbenlehre mit „Gut“. Im ersten Jahr wurde sein Fleiß mit „Sehr gut“ bewertet, der Fortschritt mit „Gut“, in der sen, damit die Familie Heizmaterial zur Verfügung hatte. Auch in puncto Wehrdienst hatten sich die beiden völlig unterschiedlich verhalten. Denn während sich Franta ohne Zögern freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte, entging Sterrer trickreich seiner Einberufung, indem er eine Woche nichts außer schwarzem Kaffee und Zigaretten konsumierte, um als untauglich eingestuft zu werden.60 Durch die Intervention eines Freundes wurde er dann als Kriegsmaler in Wien eingesetzt. Doch nicht nur aus menschlicher Sicht dürfte die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer eine Herausforderung für Franta gewesen sein. Klar ist, dass die beiden wenig gemeinsam hatten und Sterrer, der stark vom Münchner Secessionismus beeinflusst war, für Frantas Malstil, der damals eher modern und bereits recht ausgereift war, nichts übrig hatte. Sterrer bevorzugte Portraits und menschliche Darstellungen sowie „gewaltige Akte, in denen er siegreich um die uns durch Griechenland und Rom überlieferte schöne Form“ rang.61 Sterrers „kerndeutsche Art“ setzte sich bewusst von den modernen Wiener Strömungen der Kunstgewerbeschule und der Klimtgruppe ab, welche von Weixlgärtner als „slawisch“ abgetan wurde.62 Franta hingegen hatte bislang kaum menschliche Darstellungen geschaffen. Seine Passion wie auch seine unanfechtbare Stärke lagen in der Landschaftsmalerei. Sein Interesse für ethnographische Besonderheiten hatte ihn zu einigen Porträts der sibirischen Urbevölkerung veranlasst, doch ist deren Zahl im Vergleich zu den Hunderten Naturstudien verschwindend gering. Da nur wenige figurale Darstellungen aus 60 Ibid., S. 27 61 Tages-Post Nr. 270, 25. 11. 1924, S. 11; Arpad Weixlgärtner, „Karl Sterrer. Ein Wiener Maler der Gegenwart“, S. 79 62 Arpad Weixlgärtner, „Karl Sterrer. Ein Wiener Maler der Gegenwart“, S. 55 63 OÖ Tagblatt Nr. 46, 25. 2. 1986, S. 28

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