OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

199 Bundeshauptstadt Wien vorgesehene Ausstellung des Domschlüssels wurde abgesagt, dafür bekam ihn im November 1925 kulturinteressiertes Publikum in Paris zu sehen.117 Erst Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck übergab den Linzer Domschlüssel am 25. Jänner 1985, zum Jubiläum „200 Jahre Diözese Linz“ und gleichsam als „Baustein“ für das geplante Diözesanmuseum, an die hiesige Diözese bzw. in die Hände des damaligen Diözesanbischofs Maximilian Aichern. Mit 1. Oktober 1926 wurde das „Meister-Atelier für Stahlschnitt“ von der OÖ. Landesregierung zu einer „Oberösterreichischen Landes-Kunstschule für Stahlschnitt“ umgewandelt und Michael Blümelhuber als Lehrer mit Vertragsverhältnis zum Bund bestellt.118 war der Bischof, nach dem Besuch von Kriegsgefangenen im Lager Mauthausen, an Flecktyphus verstorben, und die Einlösung des Versprechens ließ auf sich warten. Erst vierzehn Jahre nach der Zusage – zur Fertigstellung und Weihe des Linzer Mariä-Empfängnis-Domes 1924 – erfuhr der Domschlüssel seine Vollendung. In diesem Jahr wurde eine Monographie über den ‚Linzer Domschlüssel‘, in limitierter Auflage von 200 Exemplaren, vom stellvertretenden Präsidenten der so genannten Blümelhuber-Gemeinde Dr. Hans Sochor herausgegeben.115 Die Blümelhuber-Gemeinde plante anscheinend auch die Herausgabe von Michael Blümelhubers dichterischer Bearbeitung der zwölfjährigen Entstehungszeit des Domschlüssels als Epos mit dem Titel „Schlüsselkampf“. Für die beiden Engelsfiguren, die vor dem zentralen Lilienstrauß im Schlüsselgriff – Sinnbild der Reinheit und Unschuld Mariens – mit gefalteten Händen knien, hat die Tochter des Sparkassenleiters, Begründers und Namengebers der heute im Museum der Stadt Steyr verwahrten Vogelsammlung Karl Steinparz, Hilde,116 als Modell gedient. Der Domschlüssel, von Blümelhuber als Weihegeschenk für die Gottesmutter versprochen, gelangte bei der Weihe des Domes jedoch nicht einmal über dessen Schwelle, sondern er wurde, wahrscheinlich nicht zuletzt aufgrund des heiklen persönlichen Verhältnisses zwischen Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser und dem Linzer Diözesanbischof Johannes Maria Gföllner, nach seiner Präsentation bei einem am gleichen Tag veranstalteten Festbankett im Linzer Volksgartensaal, als erklärtes Landeseigentum sofort den Beständen des Oberösterreichischen Landesmuseums einverleibt. Eine in der 115 Sochor (1924). 116 Hilde Steinparz (* 23. 9. 1914 Steyr, † 6. 2. 1939 Steyr) hatte als Mitglied der Abordnung „Eisenblüte“ in Steyrer Goldhaubentracht am Eröffnungsfestzug für den Mariä-Empfängnis-Dom teilgenommen. Den Hinweis auf die „Modellfunktion“ von Hilde Steinparz verdankt der Verfasser Lina Margit Moser (* 21. 1. 1913, † 8. 11. 2006), die ab 1929 Privatsekretärin Michael Blümelhubers war und sich auf dessen mündliche Aussagen bezog. Ihre Erinnerung wird durch Fotos bestätigt, die Hilde Steinparz wie eine Engelsfigur kniend und betend zeigen; diese Fotos wurden dankenswerterweise von Friedrich Steinparz zugänglich gemacht. 117 Bildkarte mit dem Domschlüssel mit Autograph Michael Blümelhubers, bezeichnet „Paris, 15. November 1925“ im Museum der Stadt Steyr, Inv.- Nr. IX a 17.543/38. 118 Schreiben der OÖ. Landesregierung an den Magistrat der Stadtgemeinde Steyr vom 11. Jänner 1927 /Zahl. 10.624/3 a ex 1926 [Magistrat der Stadt Steyr, Registratur, Aktenzahl G7a 14.1511908].

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