195 nes Schaffen eine ‚Ideenbildhauerei‘ in Stahl kreiert. In einem an deutsche Messerschmiede gerichteten, als „Offener Brief“ bezeichneten Aufruf, den das Fachblatt der Stahlwarenbranche „Messer und Schere“ in Ludwigshafen am des Kanzlers und des Reichspräsidenten mahnt, „den Weg des Friedens“ zu beschreiten.106 Das ,stahlbildhauerische‘ Spätschaffen Von 1906 bis zum 7. Dezember 1911 arbeitete Michael Blümelhuber an einem Stahlkreuz mit einer Herz-JesuDarstellung für die Gesellschaft Jesu in Kalksburg.107 1912 wurde die von ihm entworfene und unter seiner Aufsicht gestaltete Gedenktafel für den Kunsthistoriker Wickhoff an dessen Geburtshaus auf dem Steyrer Stadtplatz (Nr. 25) enthüllt – mit der Inschrift „In diesem Hause wurde am 7. Mai 1853 Franz Wickhoff, oö. Professor der k. k. Universität Wien, der Begründer der Wiener Schule der Kunstgeschichte, geboren. Gestorben zu Venedig am 6. April 1909“.108 Ebenfalls 1912 begann Blümelhuber mit der Arbeit an einem Reliquiar für den Domschatz von Sankt Stephan zu Wien, in Form eines Standkreuzes, das in seinem Zentrum eine kreisrunde, für die spätere Aufbewahrung einer Reliquie vorgesehene Öffnung hat und an dessen Balkenende sich die Evangelistensymbole befinden. Die Entwurfszeichnung für dieses Reliquienkreuz hat sich im Archiv der Stadt Steyr erhalten,109 das Werk selbst wurde nie vollendet.110 So wie zur Zeit der deutschen Klassik Gotthold Ephraim Lessing und Johann Wolfgang von Goethe das Ideendrama entwickelten, in dem Stoff, Sprache und Handlung auf einen übergeordneten Leitgedanken bzw. eine Weltanschauung bezogen sind, oder Hugo von Hofmannsthal111 den „Jedermann“ als Ideenschauspiel konzipierte, hat auch Michael Blümelhuber an einem Zenitpunkt sei106 Michael Blümelhuber war bereits am 23. Juni 1934 der Vaterländischen Front beigetreten [Mitgliedskarte B Nr. 587.365 (Privatbesitz)]. 107 Für dieses Kreuz wurde ein Honorar von 2.000 Kronen bezahlt (Brief der k. k. Statthalterei in Österreich ob der Enns, Nr. 3.456/VIIII, vom 22. Juni 1912 an die Stadtgemeindevorstehung Steyr im Bauakt). 108 Brandl (1980), S. 286 mit Anm. 122 und Watzinger (1980), S. 48. Franz Wickhoff, der Sohn des gleichnamigen Eisenhändlers und Reichsratabgeordneten, studierte anfangs Naturwissenschaften, später Kunstgeschichte. Er wurde 1880 Kustos am Museum für Kunst und Industrie in Wien, habilitierte sich 1882 im Fach Kunstgeschichte und erhielt 1891 eine ordentliche Professur an der Universität Wien. 1903 wurde Franz Wickhoff Mitglied der Akademie der Wissenschaften und gab seit 1904 die „Kunsthistorischen Anzeigen“ heraus. 109 Bei der Ausstellung zum 100. Geburtstag von Michael Blümelhuber 1965 in Steyr waren offenbar der nicht ausgeführte Entwurf einer „KreuzesVision“ sowie die Entwurfszeichnungen für den Anhänger der Herzogin Sophie von Hohenberg (vgl. auch eine Fotoaufnahme im Bildarchiv und Portraitsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek), für den unvollendeten Standhauer „Kulturwaffe Lorbeerpflückerin“ und für die „Arche Noah“ zu sehen. Eine Überprüfung dieser möglicherweise im Archiv der Stadt Steyr verwahrten Entwürfe konnte wegen dessen Umbaus vor Redaktionsschluss nicht mehr durchgeführt werden. Eine Entwurfszeichnung für ein nicht ausgeführtes Reliquiar Maria Magdalenas befindet sich in Privatbesitz. 110 Zum Reliquienkreuz für Sankt Stephan, das sich heute im Museum der Stadt Steyr befindet, vgl. (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.2.9 auf S. 587 f. sowie als Quelle einen Brief Michael Blümelhubers an den OÖ. Landesausschuss vom 11. Jänner 1917 (OÖ. Landesarchiv, Landesausschuss, Faszikel 116/1).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2