194 „Ein restlos Vollendetes wie des Meisters Stahlschnittwerke ist diese große symbolische Dichtung nicht. Blümelhuber setzt sich allzukühn und allzuleicht und unbekümmert über elementare Regeln und Gesetze von Dichtung und Sprache hinweg …“ Zu politischen Zeitfragen nahm der Stahlbildhauer wiederholt und öffentlich Stellung. 1929 hatte er an Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel die Aufforderung zu einer Initiative für die Neutralisierung Österreichs nach Schweizer Muster gerichtet, die zwar rasch und ausführlich, aber ablehnend beantwortet wurde.103 Eine vom Präsident der so genannten Blümelhuber-Gemeinde, Anton Weimar, lancierte Initiative, Michael Blümelhuber für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen, um dessen Engagement für eine friedliche Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg zu vermehrter Anerkennung zu verhelfen, erwies sich als chancenlos.104 Im Herbst 1934 verfasste und versandte Blümelhuber übrigens einen „Offenen Brief an den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler“,105 in dem er seine Dichtung „Jung-Faust“ zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen macht und Hitler nach der Zusammenlegung der Ämter also mit der Fausts.102 Zum „Jung-Faust“ hatte sich unter anderem Kardinal Theodor Innitzer positiv geäußert und dem Autor für die Übersendung eines Widmungsexemplars gedankt. Dass die Fachkritik Blümelhubers literarische Erzeugnisse, jedenfalls in künstlerischer Hinsicht, nur eingeschränkt goutierte, beweist unter anderem eine Rezension des „Jung-Faust“ im Linzer Volksblatt: 102 Dies kommt besonders anschaulich auf dem vom Wiener Maler Emil Böckl gestalteten Schutzumschlag zum Ausdruck, der Blümelhubers Portrait für den „Menschengeist“ (= Faust), vor dem Mephisto flieht, verwendete. Vgl. Watzinger (1982b). S. 74 und Loidol (1998b), S. 27 (mit Abb.). 103 Slapnicka (1979), S. 61–65 und S. 323 besonders mit Anm. 5. 104 Vgl. Watzinger (1982b), S. 71–73. 105 Eine Abschrift gelangte aus dem von AntonWeimar angelegten „Archiv“ über Michael Blümelhuber in den Besitz des Museums der Stadt Steyr [Inv.-Nr. IXa – 17543/14]. Michael Blümelhuber: Stahlplastik „Deutsche Zukunft –Menschheitszukunft“. 1922.
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