OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

192 sion zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale‘.96 Unberührt davon setzte Michael Blümelhuber seine Mission im Dienst der Kulturguterhaltung bzw. -rettung fort. Im September 1912 berichtete er über das Reithmayrhaus in Steyr, 1913 über eine im Steyrer Seilermeisterhaus aufgefundene, ursprünglich aus der dortigen Cölestinerinnenkirche stammende Skulptur einer Muttergottes mit Kind, welche die Zentralkommission anschließend mit dem Placet der Thronfolgers um 180 Kronen für das Museum in Steyr ankaufte.97 Auf Wunsch Erzherzog Franz Ferdinands von Österreich-d’Este hätte im Herbst oder Spätwinter 1914 im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie eine Ausstellung des bisherigen Gesamtwerks von Michael Blümelhuber stattfinden sollen. Der Direktor des Museums Dr. Eduard Leisching informierte den Künstler in einem Brief vom 24. Juni 1914undäußertedarinunter anderemdie Erwartung, dass dessen neuestes Werk, die „Kulturwaffe Lorbeerpflückerin“, bis Angelegenheit persönlich zu intervenieren“.90 Eine InformationMichael Blümelhubers an die Zentralkommission, in der er sich für die Erhaltung eines spätgotischen Bildstockes an der Garstnerstraße in Sierning einsetzte, konnte die Demolierung leider nicht mehr verhindern.91 1909/10 hatte Blümelhuber den damals bereits fast neunzigjährigen Joseph Alexander Freiherr von Helfert92 um Intervention bei Erzherzog Franz Ferdinand gebeten; in diesem Fall ging es ihm nicht um den Schutz eines Gebäudes von historischem Wert, sondern um einen Zuschuss von 80.000 bis 90.000 Kronen für ein tagesaktuelles Bauvorhaben, die Errichtung eines neuen Steyrer Krankenhauses. Hier fühlten sich Franz Ferdinand und seine Militärkanzlei offenbar nicht zuständig und ließen die Eingabe unbeantwortet.93 In das Jahr 1910 fallen auch die ersten Vorbereitungen für eine Monographie über Steyr. Der Flügeladjutant und Leiter der Militärkanzlei des Thronfolgers, Alexander Brosch Edler von Aarenau,94 informierte Blümelhuber, dass der Erzherzog die Widmung der Monographie „huldvoll angenommen“ habe.95 Das Projekt sollte jedoch nicht realisiert werden. Das unablässige, vom Gedanken der Heimatpflege getragene denkmalschützerische Engagement des Stahlschnittkünstlers und Meister-Atelier-Leiters stieß keineswegs überall auf vorbehaltlose Zustimmung. Nachdem er die Demolierung des Innerberger Stadels sowie des Wasserturms in Zwischenbrücken verhindert und die geplante Eisenbahntrassenführung (siehe oben) beeinsprucht hatte, kam es in Steyr Ende Juni 1910 sogar zu einer Demonstration gegen ihn und die ‚k. k. Zentralkommis90 Brückler (2009), S. 129 (mit Abb. 34 auf S. 130). 91 Brückler (2009), S. 140 (mit Abb. 42). 92 Joseph Alexander Helfert Freiherr von Helfert (* 3. 11. 1820 Prag, † 16. 3. 1910 Wien) fungierte von 1863 bis zu seinem Tod als Präsident der K. K. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. 93 Brückler (2009), S. 100. 94 Ferdinand Alexander Brosch Edler von Aarenau (* 8. 10. 1870 Temesvár) fiel am 7. September 1914 bei Hujcze / Rawa-Ruska in Galizien. 95 Brückler (2009), S. 126 und S. 238. 96 Bericht des Linzer Volksblattes vom 29. Juni 1910, zitiert bei Brückler (2009), S. 126. 97 Brückler (2009), S. 408 und S. 430 (mit Abb. 224 auf S. 429).

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