184 zur Besorgung der Inneneinrichtung und zur Führung der Meisterwerkstätte zu leisten. Am 8. Mai 1908 bewilligte endlich auch der Gemeinderat der Stadt Steyr den im Beschluss des Landtages vorgesehenen jährlichen Subventionsbeitrag. Die Verhandlungen um den zunächst ins Auge gefassten Bauplatz in der Steyrer Vorstadt Ort scheiterten zwar, Blümelhuber gelang es aber, von Hans Berger, dem Besitzer des Posthofes, ein Grundstück an der Berglehne neben der Straße zum Posthof zu erwerben.62 Damit waren alle Voraussetzungen für die Gründung und Errichtung des Meister-Ateliers erfüllt. Den Sieg im freien Wettbewerb um die Bauausführung – konkurriert hatten Architekten aus ganz Österreich – errangen die Entwürfe63 und Pläne des Wieners Alfred Rodler,64 Schüler von Friedrich Ohmann,65 der sich als Protagonist eines gemäßigten Jugendstils sowie als ein Vorreiter des Neobarock bei Planung und Bau mit fachlichem Rat höchstpersönlich einbrachte. Die übrigen Wettbewerbsteilnehmer sind derzeit unbekannt; wir wissen lediglich von einem Entwurf des Architekten Rudolf Frass,66 welcher zu den in die engere Auswahl gezogenen Einreichungen gezählt haben dürfte. Architekt Hans Jaksch stellte sich zu Baubeginn uneigennütziger Weise beratend zur Verfügung, Architekt Julius Schulte67 beteiligte sich an den Vollendungsarbeiten für die Möbelbemalung des Interieurs und des Dachgeschosses, Landes-Oberbaurat Emil von König und Landes-Ingenieur Karl Buschek wachten über die Umsetzung der Anordnungen des Landes-Ausschusses als Bauherrn. Baumeister Franz Stohl der Jüngere, Steyr, welcher das beste 62 Der zunächst ins Auge gefasste Bauplatz lag im so genannten „Garten Stollreiters“. Vgl. Hans Gerstmayr: Erinnerungen an den Meister. In: Watzinger – Kutschera (1965), S. 98. 63 Ein originaler, aber undatierter Entwurf Alfred Rodlers mit der Aufschrift „Entwurf für die Meister-/schule für höhere Stahlbe-/arbeitung in Steyr. OÖ.“, der sich in manchen kleineren Details, speziell aber hinsichtlich der Dachkonstruktion von der tatsächlichen Ausführung des Baus unterscheidet, hat sich in Privatbesitz erhalten [Vgl. Loidol (1998b) (mit Abbildung auf der Titelseite)]. 64 Die orignalen, von Baumeister Franz Stohl umgesetzten Planzeichnungen des Architekten Alfred Rodler finden sich im Bauakt. Im Meister-Atelier, das heute die Abteilung Metall-Design der HTBLA Steyr beherbergt, hat sich die höchstwahrscheinlich von Ferdinand Anders gravierte Gründungstafel erhalten, die folgende Inschrift trägt: „Meine lieben Mitarbeiter u(nd) Berater / bei Erbauung dieses Hauses: / K. K. Prof. Alfred Rodler / Entwerfender u(nd) leitender Architekt / K. K. Oberbaurat Prof. Ohmann / Hans Gerstmayr / Landes-Oberbaurat v(on) König / LandesIngenieur Karl Buschek / Direktor Franz Pesendorfer / Architekt Hans Jaksch / Architekt Julius Schulte / Baumeister Franz Stohl jun(ior) / Polier Hans Hiebl / Zimmermeister Karl Huber / Karl Fellerer / Hans Sperl, Hans Faatz / Eduard Hoida / J. M. Müller / Carl Geyling’s Erben / Philipp Haas u(nd) Söhne / Ferdinand Anders / Rudolf Sommerhuber / Johann Gruber / Otto Grieshammer / Franz Aigner / Franz Buchegger / Wilhelm Höhnel / Rudolf Tillian / L. u. R. Höfler / Franz Wilzek / Ambros Rösch / Generaldirektor Schuster / Generaldirektor Kestranek / Kommerzialrat Kern / Ingenieur Zelisko / Oskar Ehrlich / Josef Huber jun(ior) / Österr(eichische) Siemens SchuckertWerke / MCMX / Michel Blümelhuber“. 65 Friedrich Ohmann (* 21. 12. 1858 Lemberg/ Lwiw, † 6. 4. 1927 Wien) war seinerseits Schüler von Heinrich von Ferstel, von Karl König sowie von Friedrich von Schmidt und war unter anderem von 1899 bis 1907 mit der Bauleitung beim Ausbau der Neuen Hofburg und ab 1898 mit der Bearbeitung sämtlicher Hochbauten und Brücken im Bereich der Wienflussregulierung betraut. Er unterstand als Bauleiter der Hofburg dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der Vorsitzender der Baukommission war. Die Autorität des Thronfolgers hatte offenbar auch beim Architektenwettbewerb um die Errichtung des MeisterAteliers für Stahlschnitt entscheidenden Einfluss.
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