OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

181 statt des im Landtagsbeschluss vom 23. November 1905 vorgesehenen Subventionsbetrages von 4.250 Kronen nur 2.000 Kronen sowie zusätzlich ein monatliches Stipendium von 60 Kronen für einen von Blümelhuber vorgeschlagenen Schüler. In seinem Gründungsbericht zum Meister-Atelier für Stahlschnitt notiert Michael Blümelhuber, dass ihm zwar verschiedentlich zur Übersiedlung und „Verpflanzung seiner Tätigkeit“ nach New York geraten wurde, er aber andererseits intern vor die Frage gestellt worden sei, welcher Veränderungen es bedürfe, damit seine Kunst hierzulande günstigere Entfaltungsmöglichkeiten vorfände.52 Anfang 1906 verfasste Blümelhuber daraufhin eine als „Vertrauliche Broschüre“ bezeichnete Schrift mit dem Titel „Ein modernes Staatssekretariat für Kunst und Arbeit in Österreich“. Im Mai 1906 erhielt er ein gedrucktes Antwortschreiben des Gewerbeförderungsdienstes des k. k. Handels-Ministeriums, in welchem der Hofsekretär Dr. Adolf Vetter versicherte, Sektionschef Dr. WilhelmExner53 und er, Vetter, selbst Julius Leischnig, nach Steyr und sagten Blümelhuber ihre Unterstützung für das Projekt einer Meisterschule für künstlerische Stahlbearbeitung zu. Noch im August 1904 erließen die Präsidien des OÖ. Landesmuseums und des Verbandes Österreichischer KunstgewerbeMuseen „Kundgebungen“, welche den gesetzgebenden Körperschaften die Gründung einer von Michael Blümelhuber geleiteten Meisterschule und eines Meister-Ateliers empfahlen. Der Landtagsabgeordnete und nachmalige Landeshauptmann Monsignore Johann Nepomuk Hauser51 konnte Blümelhuber versichern, dass die Majorität des Landtages willens sei, die Initiative zu ergreifen. Am 14. November wurde der Landesausschuss durch einen sogar einstimmigen Landtagsbeschluss beauftragt, an die k. k. Regierung mit der Frage heranzutreten, unter welchen Bedingungen diese zur Subventionierung einer derartigen Meisterwerkstätte bereit wäre. Ein abermals einstimmiger Landtagsbeschluss vom 23. November 1905 ermächtigte den Landesausschuss – unter der Voraussetzung, dass sich die k. k. Regierung an den Gesamtkosten mit einem Betrag von jährlich 4.250 Kronen beteilige – das zur Begründung der Meisterschule erforderliche Gebäude mit einem Baukapital von 50.000 Kronen errichten zu lassen und als grundbücherliches Eigentum des Landes sicherzustellen. Als Beitrag für die Bereitstellung der Inneneinrichtung sowie für die Inbetriebsetzung und Fortführung der Meisterwerkstätte sollte durch den Landesausschuss eine jährliche Subvention von 500 Kronen in Aussicht gestellt werden, wenn „lokale Faktoren“ die darüber hinaus benötigten 1.250 Kronen beibringen würden. Die k. k. Regierung bewilligte 51 Der Weltpriester Johann Nepomuk Hauser (* 24. 3. 1866 Kopfing, † 8. 2. 1927 Linz) war seit 1899 Landtagsabgeordneter, seit 1902 Landesausschuss und von 1908 bis 1927 Landeshauptmann. Vgl. Slapnicka (1983), S. 107. 52 Meister-Atelier (1910), S. 2 f. 53 Der Technologe und Universitätsprofessor Wilhelm Exner (* 9. 4. 1840 Gänserndorf, † 25. 5. 1931 Wien) war von 1879 bis 1904 erster Direktor des Technologischen Gewerbemuseums in Wien. Er war maßgeblich beteiligt an der Gründung des Technischen Museums für Industrie und Gewerbe in Wien im Jahr 1908. Seit 1875 war Exner Sektionschef, von 1882 bis 1897 liberaler Reichsratsabgeordneter, von 1905 bis 1908 Mitglied des Herrenhauses, seit 1908 fungierte er als Präsident des Gewerbeförderungsamtes und seit 1909 auch als solcher des Technischen Versuchsamtes.

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