OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

179 das natürlich nur bedingt; so wurde bei Jagdmessern der Knauf grundsätzlich erst nach der Durchbohrung des Griffs im Warmschrumpf- bzw. Schweißverfahren aufgesetzt. In einem kontrollierten Experiment demonstrierte Michael Blümelhuber einmal die materielle Unzerstörbarkeit seiner Schöpfungen. Die Vorführung beeindruckte die Betrachter dermaßen, dass sie legendär wurde: Vor den Augen seiner Freunde und zu deren Schrecken trieb er mit einem massiven Kupferhammer die Spitze des Fürstenbergschen Jagdmessers durch eine zweieinhalb Millimeter dicke Stahlplatte, ohne auf die dünne Griffwand zu achten. Viktor Heinrich von Puthon,41 drei Jagdmesser für die Grafen Lamberg, einen Brieföffner für die Familie Lasus-Danilowatz42 und eine Petschaft für die Familie Plessen-Hoyos-Bismarck.43 Unvollendet blieben die „Kulturwaffe Lorbeerpflückerin“ (ein Standhauer) und der so genannte „Baum der Erkenntnis“, die beide aus dem Besitz von Michael Blümelhubers Nichte und Adoptivtochter Angela („Ella“) in das Eigentum des Museums der Stadt Steyr gelangten. 1892 zeichnete Kaiser Franz Joseph I. den Künstler persönlich aus – durch die Spende eines von Hofjuwelier Köchert angefertigten Brillantringes;44 es war dies das Gegengeschenk für eine Stahlschnitt-Schere, die Blümelhuber dem Monarchen zum Präsent gemacht hatte. Seine Arbeitsweise umgab der inzwischen zu allgemeiner Bekanntheit Aufgestiegene gern mit der Aura des Geheimnisvollen. Immer wieder hatte er beispielsweise behauptet, dass seine Arbeiten, wie etwa das Jagdmesser für Josef Werndls Schwiegersohn Max von Imhof, von der Spitze bis zum Knauf aus jeweils einem einzigen Stück Stahl bestünden.45 Der Wahrheit entsprach 41 Viktor Freiherr von Puthon (* 3. 3. 1842 Wien, † 11. 1. 1919 Salzburg) war von 1890 bis 1902 Statthalter von Oberösterreich. Dieses Jagdmesser kam über interfamiläre Beziehungen an Heinrich Karl Graf Clam-Martinic (* 1. 1. 1863 Wien, † 7. 3. 1932 Klam), der als Freund und Vertrauter Erzherzog Franz Ferdinands diesen auf der Weltreise 1892/93 begleitete und in den Jahren 1916/17 österreichischer Ministerpräsident war. 42 Vgl. auch Lillie (2003), S. 654 [mit einer Fotografie, die Michael Blümelhuber, den jüdischen Seiden- und Textilfabrikanten und Kunstsammler Georg Lasus (* 4. 5. 1851 Proßnitz, † 8. 1. 1933Wien), dessen Gattin Hermine, deren Tochter Maria, verheiratete Danilowatz, sowie Enkel Marko im Garten ihrer Villa in Wien-Währing (Gymnasiumstraße 29) zeigt]. 43 Der Schmuckanhänger mit dem klingenden Namen „Eine Handvoll Himmel“ (bezeugt durch eine Entwurfszeichnung und Fotografien in Privatbesitz sowie durch den Bauakt) und wahrscheinlich auch ein aus Stahl geschnittenes Lesezeichen, das 1965 im Eigentum von Ingenieur Alfons Fiedler nachweisbar ist, der es als Leihgabe für eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Michael Blümelhuber zur Verfügung stellte, datieren aus des Meisters späterer Schaffensperiode. 44 Vgl. (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.2.13 auf S. 588. 45 Blümelhuber (1908), S. 14. Brillantring, der Michael Blümelhuber von Kaiser Franz Joseph I. verliehen wurde. 1892.

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