OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

177 Papierschere für Erzherzog Franz Ferdinand mit an den Griffstücken sitzenden, balzenden Auerhähnen, das in der Stiltradition der Hochrenaissance stehende, 1896 entstandene Jagdbesteck für den Kassadirektor der Credit-Anstalt in Wien, Regierungsrat, später Hofrat Louis List,33 sowie das 1899 vollendete Fürstenbergsche Jagdmesser34 und ein Jagdmesser für den Freiherrn Max von Imhof.35 Die Liste weiterer, früherer Arjungen Künstler in Kontakt mit Theodor Billroth.31 Der berühmte Arzt, seit 1867 Vorstand der Chirurgischen Abteilung der Wiener Universitätsklinik, konnte den Siebenundzwanzigjährigen mittels mehrerer schwieriger operativer Eingriffe von seiner Kiefersperre befreien. Die Begegnung Michael Blümelhubers mit dem Grafen Franz Emmerich von Lamberg (* 30. 4. 1832, † 18. 9. 1901) kam desgleichen durch Zufall zustande: Der Graf inspizierte, soweit wir wissen, das durch einen Erdrutsch beschädigte Haus der Eltern Blümelhubers in Christkindl. Diese Begegnung stiftete ein langjähriges Naheverhältnis, dessen eminente Bedeutung für seine weitere berufliche Laufbahn Michael Blümelhuber später immer wieder hervorgehoben hat. Über Franz Emmerich von Lamberg konnte der nunmehr selbständige Messerschmied- und Ziseleurmeister mit Sitz in der Sierninger Straße 14 auch erstmals einen unmittelbaren Kontakt zum österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreichd’Este herstellen, der von 1883 bis 1888 beim ‚k. und k. Dragonerregiment Nr. 4 Kaiser Ferdinand‘ in Enns stationiert war32 und sich in unserem heutigen Bundesland schon allein deshalb gerne und öfter aufhielt, um hier seiner Jagdleidenschaft nachzugehen. Die nun folgenden Arbeiten trugen Blümelhubers Ruf als Stahlschneider bald weit über Steyr hinaus. Es entstanden Jagdmesser und -bestecke, Standhauer, Brieföffner, Petschaften und Papierscheren für überwiegend adelige Auftraggeber: allem voran zu nennen eine Schere für Kaiser Franz Joseph I. mit aus dem Stahl herausgearbeiteten Hirschen (1891), die 1894 ausgeführte 31 Hofrat Univ.-Prof. Dr. Theodor Billroth (* 26. 4. 1829 Bergen auf Rügen, † 6. 2. 1894 Abbazia) war Auftraggeber und Bauherr einer Sommervilla in St. Gilgen (Billrothstraße 2) am Wolfgangsee, die von dem – aus dem Atelier von Friedrich von Schmidt hervorgegangenen – Architekten Leopold Theyer entworfen wurde. In diesem Haus empfing Billroth prominente Künstler und Wissenschafter wie Johannes Brahms, Ignaz Brüll und Otto von Frisch als seine Gäste. 32 Vgl. dazu Kneifel (2004). Am 15. Mai 1935 wurde in Enns ein vom Bund der Vierer-Dragoner dem letzten Regimentsinhaber Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este gewidmetes Denkmal enthüllt. Der akademische Maler, Bildhauer, Bühnen- und Kostümbildner Hans Pühringer (* 1875, † 1970), der bei Franz von Matsch studiert und von 1911 bis 1919 als künstlerischer Beirat des Ausstattungswesens der Hofoper in Wien fungiert hatte, schuf das Portraitrelief des Thronfolgers aus Bronze. 33 Vgl. (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.6.2 auf S. 591 f. (mit Abb. auf S. 591) und (Hg.) Sandgruber – Etzlstorfer – Wagner (2009), Kat.-Nr. 6.1.73 auf S. 315. 34 Das Fürstenberg’sche Jagdmesser ist nach seinem Auftraggeber Vinzenz Egon von Fürstenberg (* 31. 7. 1847 Weitra, † 25. 12. 1896 Schloss Ennsegg) benannt. Die Familie Fürstenberg war seit 1890 Eigentümer des Schlosses Ennsegg. Das Fürstenberg’sche Jagdmesser wurde von der Familie Fürstenberg dem Meister-Atelier als Geschenk überlassen. Es gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen. 35 Vgl. Lugmayer (1959), S. 43 f. (mit Abb. 39/40).

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