OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

109 Methode eine klar abgrenzbare Herstellungsweise von Steingeräten, die im Wesentlichen von aufwendig vorpräparierten und zentripedalen Kernen lebt. Dadurch entstehen sehr spezifische Abschlagsformen. Bestimmend sind präparierte Schlagflächenreste, dorsale Leitgrate und eine konvexe Krümmung bis gerade Ausrichtung der Ventralfläche. In Ernsthofen beispielsweise liegt der Anteil der Levallois-Technik bei den Präparationsabschlägen bei rund 60 Prozent. In der Gruppe der Kerne macht der Anteil mit eindeutigen Levallois-Merkmalen 24 Prozent aus. Levallois-Kerne weisen zudem in den meisten Fällen eine geringere Höhe auf. Bei den Schabern ist die Levallois-Technik mit 58 Prozent vertreten. Besondere Bedeutung kommt den Levallois-Spitzen zu. Die Rohstoffe sind wie bei den übrigen Artefakten gleichmäßig auf die Hauptgruppen der der „Berglitzl“ bei Gusen3 und der paläolithischen Artefakte vom Rebenstein in Laussa.4 Dann erreichte uns die Nachricht einer Fundstelle in Ernsthofen5 an der Enns im Bezirk Amstetten, Niederösterreich, die sich als wahrer Glücksfall entpuppte. Zuletzt konnten noch der Faustkeil von Großraming6 und die Funde der Ramesch-Knochenhöhle im Toten Gebirge7 in die Untersuchung einbezogen werden. Rohstoffe Allen Funden gemeinsam ist die sehr spezifische Verwendung einheimischer Rohstoffe. Die umfassenden Gesteinsanalysen ergaben einwandfrei, dass die Schotter der Fluss- und Gletscherablagerungen der letzten Eiszeiten für die Gewinnung verwertbarer Materialen genützt wurden. Mit der Ausnahme von Ernsthofen stand dabei die Gruppe der alpinen Hornsteine und Radiolarite im Vordergrund. So waren in Weinzierl rund 87,5 Prozent und auf der „Berglitzl“ 76 Prozent der Artefakte aus den typischen Silexgesteinen gefertigt worden. In Ernsthofen trat dieser Anteil deutlich zugunsten eines hochwertigen Quarzites zurück, dessen Anteil bei rund 75 Prozent lag. Als Primärvorkommen kommt der Werfener Quarzit als Teil einer Formation der Unteren Trias in Frage. Die ursprünglichen Lagerstätten der Hornsteine und Radiolarite liegen in den Kalkserien des alpinen Jura und der Trias. Die Levallois-Technik Der Großteil der Artefakte zeigt die Merkmale der Levallois-Technik. Aus technologischer Sicht ist die Levallois3 A. Binsteiner – E. M. Ruprechtsberger, Von der Alt- zur Jungsteinzeit. Die Berglitzl bei Gusen im Spannungsfeld der Forschung. Studien zur Kulturgeschichte Oberösterreichs, Linz 2010 (in Druckvorbereitung). 4 D. Mitterkalkgruber, Paläolithische Hornsteinartefakte vom Rebenstein in Laussa, Oberösterreich. Jahrbuch des OÖMV, Bd. 102, Linz 1957, 127–131. Die Artefakte vom nahegelegenen Nixloch haben ein jüngeres Alter. Dazu: K.G. Kunst et al., Erste Grabungsergebnisse vom Nixloch bei Losenstein-Ternberg. Jb. OÖ. Mus.-Ver., Bd. 134/I, Linz 1989, 210–211. 5 Dazu bereits im Druck: A. Binsteiner – E. M. Ruprechtsberger, Das Donau-Enns-Paläolithikum. Mit Forschungsüberblicken zuNieder- undOberösterreich. Linzer Archäologische Forschungen, S. 45 (Linz 2010). Dazu: H. Kohl, Paläolithische Funde in Oberösterreich aus geowissenschaftlicher Sicht. OÖ. Heimatbl. 50 (1996) 131, Abb. 12. 7 G. Rabeder, Die Grabungen des Oberösterreichischen Landesmuseums in der Rameschhöhle (Totes Gebirge, Warscheneck-Gruppe). Jb. OÖ. Mus.-Ver., Bd. 130, Linz 1985, 167, Texttab. 2., 169–172.

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