OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

153 ihm Kontakte nach Spital vermittelte. So erschienen in der von Zdarsky veröffentlichten Wochenzeitschrift „Der Schnee“ ab 1906 regelmäßig die Schneeberichte von Spital a. P. Die Rivalität zwischen den Anhängern des von Zdarsky unverändert passioniert gelehrten Schilaufstils nach „Lilienfelder Muster“ (Einstocktechnik) und den Befürworten des „Norwegischen Schilaufs“ (mit Doppelstock) schlug zur Zeit der Jahrhundertwende hohe, in der Rückschau teils kurios anmutende Wellen. In der vom k. k. Kriegsministerium 1908 herausgegebenen „Anleitung für den Gebrauch und die militärische Verwendung der Schi und Schneereifen“ liest man beispielsweise, ein Doppelstock sei für das Gebirgsschilaufen „nicht brauchbar“(!)15 Um die vermeintliche Überlegenheit des von ihm propagierten Fahrstils zu beweisen, veranstaltete Zdarsky am 19. März 1905 auf dem „Muckenkogel“ bei Lilienfeld den ersten Torlauf der Welt. Insgesamt nahmen 24 Läufer teil, unter ihnen der am Semmering tätige Schilehrer Josef Wallner, welcher als Einziger nach der „Norwegischen Methode“ fuhr. Zum Leidwesen der „Lilienfelder Gemeinschaft“ gewann Wallner mit 12 Minuten und 6 Stürzen [sic!] vor Franz Kauba mit 16,5 Minuten und 5 Stürzen.16 Einzige Teilnehmerin beschäftigte sich aber auch mit der Herstellung von „Alpinschiern“, die ungleich kürzer als die „Norwegischen“ waren. [In seinem 1896 in Hamburg herausgebrachten Fachbuch beschrieb Zdarsky, wiederum zukunftsweisend, die Wichtigkeit der Schi-Taillierung, welche dem Sportgerät im alpinen Gebrauch ein Optimum an Drehfreudigkeit verleiht und beim Fahren wesentlich kleinere Kurvenradien erlaubt. „Die Bauart des Ski ist jedoch derart, dass die Breite … unter dem Fuße am schmälsten ist, das Fersen-Ende ist um 1 cm breiter, die breiteste Stelle der Spitze, dort wo die Spitze sich zu heben beginnt, ist wieder um 1 cm breiter als das Fersen-Ende. Die Skikante ist also ein Teil einer kreisförmig gearteten Kurve.“ Damit wurde die Bauweise der heutigen „Carving“-Schier von Zdarsky zumindest dem Prinzip nach vorweggenommen und vordefiniert.] Wie Zdarsky nach Spital am Pyhrn bzw. in nähere Berührung mit dem Ort gekommen ist, wissen wir nicht genau. Eine Schlüsselrolle gespielt haben dürfte hierbei der damalige Gemeindearzt von Spital, Dr. Moriz Vogelgesang (*17. 2. 1872 in Alt-Harzdorf/Böhmen, Sohn eines Fabrikdirektors in Ziegenhals, seinerzeit Preußisch-Schlesien, jetzt Polen). Mit dem Spitaler Gastwirt Josef Grundner hob der Arzt am 12. August 1905 die „Sektion Spital des Deutsch-Österreichischen Alpenvereines“ aus der Taufe, zugleich richtete er eine Wintersportsektion ein; es ist sehr wahrscheinlich, dass Vogelgesang – nach der Matura am 25. Juni 1891 in Troppau und mehreren Semestern (wohl) an der Universität Prag setzte er das Medizinstudium an der Universität Wien fort, wo er am 19. Juni 1897 zum Dr. med. promoviert wurde14 – mit Mathias Zdarsky bekannt war und 14 Diese Daten sind Mag. Martin Georg Enne vom Archiv der Universität Wien, Mail vom 27. Jänner 2010, zu verdanken. 15 Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport | Rossauer Lände 1, 1090 Wien: Zeitschrift „Truppendienst“ Folge 291, Ausgabe 3/2006, Oberleutnant Univ.-Lektor Oberforstrat Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser, http://www. bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel. php?id=464. 16 Erich Bazalka, Waidhofen a. d. Ybbs 1977: „Schigeschichte von Niederösterreich“, S. 32.

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