OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

133 Aussee, Goisern, Hallstatt etc. zu beschäftigen. Wie wir hören, kam gestern auch der Oberingenieur Kuestel aus Budapest hier an, um gemeinsam mit Herrn Ing. Miller die Aufstellung der Turbine im Koppenthale zu ermitteln. [Es reicht] die vorhandene Wasserkraft zur Erzeugung so starker Ströme aus, dass damit große Beleuchtungsanlagen errichtet werden können und überdies noch Kraft zum Betrieb von Maschinen erübrigt [übrig bleibt].5 Sowohl die Hütteneckbahn als auch das Kraftwerk im Koppental blieben Utopie; beide Projekte scheiterten vermutlich am mangelnden wirtschaftlichen Geschick des Betreibers, der über der technischen Machbarkeit die ökonomische vernachlässigte. 1892 schon war ein großes Unternehmen auf die Wasserkräfte des Salzkammergutes aufmerksam geworden. Die „deutsch-österreichischen MannesmannröhrenWerke in Wien“ suchten um die „Bewilligung von hydraulisch-electrischen Anlagen“ an: „Die vorgelegten Projecte umfassen: a) eine Wasserentnahme aus demGebiete desWaldbach-Strub, b) eine Wasserentnahme aus dem Gebiete des Titelbaches [richtig Dittlbach, Anm.] in St. Wolfgang, jedoch ausschließlich auf oberösterreichischem Gebiete, c) eine Wasserentnahme aus dem Schwarzensee bei St. Wolfgang. In allen drei Fällen sollen Turbinen und Electromotoren zur Anwendung gebracht werden.“ Auch aus diesen Vorhaben wurde nichts, aber der Erbauer der Schafbergbahn, Josef Stern, dürfte Wind davon bekommen haben, denn umgehend und intensiv wandte er sich daraufhin „dem elektrischen Fache“ zu. Das 1894 errichtete Dampfkraftwerk St. Wolfgang lieferte alsbald Strom zum erzeugt die Dynamo-Maschine eine Stromstärke, welche auf mehrere Glühlampen vertheilt ein sehr schönes und ruhiges Licht gibt, das allen Anforderungen für die Helle der Arbeitsräume entsprechen dürfte. Ob die hier vorhandene Wasserkraft auch für weitergehende Anlagen zur Erzeugung electrischen Lichtes dienstbar gemacht werden kann, wird wohl die Zukunft lehren.“2 Schlag auf Schlag folgten dann bis ca. 1895 immer weitere Einzelkraftwerke, die sich sowohl aus Dampf- als auch aus Fluss-Energie speisten. Bereits im Juli 1890 erstrahlte die Ischler Kaiservilla im Glanz der Elektrizität; bei der Hochzeit der Kaisertochter Marie Valerie erleuchteten den Vorplatz des lokalen Bahnhofes allgemein bewunderte, auf hohen Masten montierte Bogenlampen, die eine Dampfzentrale (von einem Waggon aus) mit Energie versorgte.3 Der Kaiser hatte zwar allerhöchst alles genehmigt, begeistert war er von den Glühlampen scheint’s aber nicht; sein einziger Kommentar zur neuen Errungenschaft klingt in einem Brief an Kaiserin Elisabeth eher lapidar und skeptisch: „Die elektr. Beleuchtung der Auffahrt [zur Kaiservilla] ist zu splendid und daher etwas grell.“4 Im Jahr darauf gingen die Saline Ebensee, die Kunstmühle Ischl und einige Hotels in Aussee „ans Netz“. Die elektrische Beleuchtung der Pfarrkirche in Ebensee war selbst bundesweit eine Sensation. Die seit Jahren diskutiert gewesene Hütteneckbahn (von Ischl auf die Hütteneck-Alm) gewann nun durch den Strom eine neue Planungsperspektive, und der umtriebige, doch glücklose Ingenieur Eduard Miller wälzte weitreichende Ideen: „Der Concessionär der Hütteneckbahn, Herr Ing. Miller, [ist] wiederum hier angekommen, um sich eingehend mit dem Projecte der electrischen Beleuchtung für Ischl, 2 Ischler Wochenblatt, 8. September 1889. 3 Ischler Wochenblatt, 27. Juli und 3. August 1890. 4 Nostitz-Rieneck, G., 1966: Briefe Kaiser Franz Josefs anKaiserin Elisabeth. –Wien, S. 32, 14. 7. 1891. 5 Ischler Wochenblatt, 10. Mai 1891.

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