129 Hain als vielmehr an stinkende Verhüttungsöfen und massiven Holzverbrauch denken lassen. Esoterische/neuheidnische Vorstellungen zu „den Kelten“ passen nur in den seltensten Fällen zu den Ergebnissen archäologischer Forschungen. Zu wissen, welche Vorstellungen das sind, gibt der Archäologie aber die Möglichkeit, erklärend zu reagieren – zumindest jenen gegenüber, die bereit sind, zuzuhören. Literatur Harald Baer (Hrsg.), Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen. Orientierungen im religiösen Pluralismus. Freiburg i. Br. / Basel / Wien 2005. Otto Bischofberger, Vom alten zum neuen Heidentum – Eine religionsgeschichtliche Hinführung. In: Otto Bischofberger, Peter Hölzle, Stefanie von Schnurbein, Das neue Heidentum. Rückkehr zu den alten Göttern oder neue Heilsbotschaft? Freiburg (Schweiz) 1996. 11–41. Philip Carr-Gomm, Die Weisheit der Druiden. Eine Einführung in die keltische Spiritualität. Stuttgart 2004. Malcolm Chapman, The Celts. The Construction of a Myth. London & New York 1992. John Collis, The Celts. Origins, Myths, Inventions. Stroud 2003. Coven Tanita-Pan, Hexen des Alten Weges. Praktische Magie und die Mysterien von Transzendenz und Macht. München 2002. Cornelius Holtorf, Tatort Stonehenge – Ein archäologisches Denkmal als moderner Bedeutungsträger. In: S. Wolfram, U. Sommer (Hrsg.), Macht der Vergangenheit – Wer macht Vergangenheit? Archäologie und Politik. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 3, 1993, 53–65. Ronald Hutton, The Triumph of the Moon. A History of Modern Pagan Witchcraft. Oxford University Press 2001. RonaldHutton, TheNewDruidry. In: ders.,Witches, Druids and King Arthur. London 2003, 239–258. es die Archäologie an sich aber besser als die neuheidnische Szene wissen sollte. Eventuell trägt das Wissen um die Problematik zu einem veränderten Umgang mit dem Keltenbegriff innerhalb der Prähistorischen Archäologie bei. Die neuheidnische Szene wird sich aller Voraussicht nach dadurch nicht davon abbringen lassen, in ihrer Religion etwas wirklich „Altes und Echtes“ zu sehen. Ebenso wenig werden die bereits existierenden „Keltischen Baumkreise“ abgeholzt werden, auch wenn zweifelsfrei erwiesen ist, dass es sich beim „keltischen Baumhoroskop“, das die Grundlage für die Baumkreise bildet, um eine Erfindung aus den 1970er-Jahren handelt. Damals kreierte eine Journalistin der Frauenzeitschrift „Marie Claire“ den Baumkreis, um dem europäischen Publikum ein Pendant zu indianischen Baumhoroskopen zu bieten.21 Seither ist die Mär von der großen Bedeutung von Bäumen für „die Kelten“ Bestandteil fast aller esoterischen Bücher zu Druiden, Kelten und dergleichen. Der Reiz des Baumhoroskops und damit der Baumkreise hängt sicher auch mit der bereits angesprochenen ständig kolportierten Vorstellung von der großen Naturverbundenheit „der Kelten“ zusammen. Unsere Kultur scheint hier eine Sehnsucht nach etwas angeblich Verlorenem ungefiltert auf die Vergangenheit zu übertragen. Denn ob sich die Menschen der prähistorischen Vergangenheit der Natur besonders verbunden oder vielleicht eher besonders ausgeliefert empfanden, lässt sich rückwirkend nicht mehr bestimmen. Gerade in der Eisenzeit entwickelten sich, denkt man an die Eisenverarbeitung, regelrechte Industriezweige, die weniger an das Wandeln im Heiligen 21 „Horoskop Gaulois“; Winkler 2006, S. 91–94.
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