OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

127 fundiertes Wissen zu Archäologie und prähistorischer Vergangenheit zu verfügen. Die Analyse der Literaturverzeichnisse neuheidnischer Bücher ergab neben zahlreichen nur von einem Autor/ einer Autorin verwendeten Fachbüchern auch eine Handvoll einschlägiger archäologischer „Bestseller“, die als Quelle für mehr als ein neuheidnisches Buch dienten.16 Ich habe den Versuch unternommen, diese Fachbücher mit den Augen eines interessierten Laien, wie es die AutorInnen neuheidnischer Bücher auf der Suche nach Informationen zu „den Kelten“ sind, zu lesen. Im Zentrum meiner Untersuchung stand die Frage, was ArchäologInnen unter „den Kelten“ überhaupt verstehen, und wie sie diese ihre Meinung schriftlich festhalten und verständlich machen. Bevor das Ergebnis dieser Analyse dargestellt wird, ist ein eigener Standpunkt zum Keltenbegriff notwendig. Es ist nämlich keineswegs allgemeingültig definiert, was innerhalb der Forschung als die archäologische Fachliteratur. Angeblich allgemeingültige Aussagen wie „die Kelten waren naturverbunden“, „in der Urgeschichte gab es ein Matriarchat“ oder „die heidnische Religion überlebte das Christentum im Untergrund“ haben bereits begonnen, in die öffentliche Meinung einzusickern. Nicht zuletzt durch touristische Angebote ist dies deutlich zu merken – Keltenbaumkreise mehren sich auch in Oberösterreich Jahr für Jahr. Dazu muss die prähistorische Forschung sich äußern. Zumindest jenen, die wirklich interessiert sind, muss die Möglichkeit geboten werden, sich zu informieren, was von bestimmten Aussagen oder eben Baumkreisen wissenschaftlich gesehen zu halten ist. Neuheidnisch gesinnten Menschen soll damit nicht ihre Religion genommen werden – das ist nicht das Thema der archäologischen Forschung. ImWiderstreit der Definitionen – Der Keltenbegriff Sehr wohl Thema der Archäologie sind „die Kelten“. Immerhin beziehen die AutorInnen neuheidnischer Bücher ihr Wissen über die prähistorische Vergangenheit, wenn man ihren Literaturverzeichnissen glauben darf, (auch) aus Büchern wie „Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur“ von Helmut Birkhan (1997), oder „Die Kelten und ihre Geschichte“ von Barry Cunliffe (1980). Es scheint dem Neuheidentum doch häufig ein Anliegen zu sein, den Anspruch des hohen Alters der eigenen Glaubensvorstellungen durch gezielte Nutzung von Fachliteratur zu untermauern. Den AutorInnen dieser Fachliteratur wird somit zugebilligt, über fachlich 16 Kurt Bittel, Siegwalt Schiek, Dieter Müller, Die keltischen Viereckschanzen [Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg 1, Stuttgart 1990.] Helmut Birkhan, Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Wien 1997. Barry Cunliffe, Die Kelten und ihre Geschichte. Bergisch Gladbach 1980. Hermann Dannheimer, Rupert Gebhard (Hrsg.), Das keltische Jahrtausend. Mainz 1993. Alexander Demandt, Die Kelten. München 1998. Venceslas Kruta, Miklós Szabó, Die Kelten. Entwicklung und Geschichte einer europäischen Kultur in Bildern von Erich Lessing. Freiburg i. Br. 1979. Bernhard Maier, Lexikon der keltischen Religion und Kultur. Stuttgart 1994. Ludwig Pauli, Keltischer Volksglaube. Amulette und Sonderbestattungen am Dürrnberg bei Hallein und im eisenzeitlichen Mitteleuropa. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 28, 1975. Stuart Piggott, The Druids. London 1993. (First published 1968). Barry Raftery, Pagan Celtic Ireland. London 1994.

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