237 Norbert Trawöger: Balduin Sulzer. Trauner Verlag, Oö. Publikationen, 96 Seiten, Linz 2010, EUR 25,00. Balduin Sulzer ist einer der bedeutendsten Komponisten Oberösterreichs und noch mehr: Er ist ein Phänomen (Zitat: Franz Welser-Möst), denn in ihm vereinigen sich viele Facetten musikalischen Wirkens. Als sehr fleißiger Komponist, geschickter Organist, unorthodoxer Pädagoge, gewissenhafter Dirigent und prägnanter Rezensent bringt er alles in Einklang mit den Funktionen als Pater und Leiter der Kirchenmusik im Stift Wilhering. Zudem ist er für viele seiner längst der Schule entwachsenen Studenten ein väterlicher Freund, eben immer noch der „Herr Lehrer“. Um das Bild seiner Persönlichkeit ganz vollständig zu machen, ist auch seinWirken als Linzer Domkapellmeister von 1981 bis 1986 zu verzeichnen. Somit ist es verständlich, dass ein solches Leben und Schaffen nicht mit herkömmlichen biografischen Schemata in Einklang zu bringen ist. Norbert Trawöger bringt für diese wahre Herkulesarbeit die richtigen und vielfältigen Voraussetzungen mit, denn er wirkt als Flötist und Pädagoge, Librettist und Schriftsteller (Rezensent) sowie Kurator und kennt somit viel von der praktischen Seite der Tonkunst. Ihm gelang es, das Phänomen Sulzer in griffigen Formulierungen zu vermitteln und es auf diese Weise, vermehrt durch viele anschauliche Abbildungen, in voller Bandbreite einzufangen. Das war kein leichtes Unterfangen, denn Sulzer entwickelte Seitentriebe weit über die Landesgrenzen hinaus, sogar bis nach Japan. Den roten Faden für dieses Unterfangen lieferte die Unterteilung des Materials nach dem Abc, beginnend mit dem Kapitel „An-, nein, Ausrede“ und endend bei Z wie „Zukunft“. Dabei bringt der Autor nicht Geschichterln um ihrer selbst willen, sondern er nützt vielmehr bezeichnende Aussprüche und Gedankengänge Sulzers. All das wird ergänzt durch aufschlussreiche biografische Tabellen, ein umfangreiches Werk- und Literaturverzeichnis, durch eine Diskografie und eine spezielle CD mit Kostproben von 19 Titeln in unterschiedlicher und eigenwilligster Art aus den Jahren 1974 bis 2007. Beim Lesevergnügen erlebt man den Künstler als einen umgänglichen, für Humor undWitz immer aufgelegten Menschen, der sich dem Gegenüber offen zeigt und dabei das Urteil deutlich formuliert. Ein Blick in seinen Komponistenalltag („Zusammenkehren von Notenköpfen“) fehlt auch nicht. Der Autor Trawöger registriert, sucht nach Zusammenhängen und erzählt die Fakten sowie deren Echo in der profanen Außenwelt. Nach fast 100 Seiten ahnt der Leser, was Balduin Sulzer eigentlich ist Zierl/Enzenebner, Passrecht für die Praxis. Leitfaden für Behördenorgane, Passwerber und gesetzliche Vertreter. LexisNexis Wien 2009. XVIII, 208 Seiten, Paperback, EUR 35,00. Das Passrecht kann von existenzieller Bedeutung sein; der Schuster Voigt besetzte als „Hauptmann von Köpenick“ (C. Zuckmayer) im Jahr 1906 das Rathaus von Köpenick, weil er einen Pass brauchte (der ihm laufend verweigert worden war) und er dort irrtümlich das Passamt vermutete. Die Exilliteratur im Gefolge der NS-Judenverfolgung berichtet von verzweifelten Versuchen zur Erlangung insbesondere von Einreisevisen. Heute sind wir in der Reisefreiheit, wie einst in Stefan Zweigs „Welt von Gestern“, auf liberalem Kurs. Viele wissen aber nicht, dass trotz Entfalls der Personenkontrolle im Schengen-Raum die Mitnahmepflicht von Reisedokumenten bei einem Grenzübertritt aufrecht geblieben ist, während eine allgemeine Ausweispflicht in Österreich für österreichische Staatsbürger nicht besteht. In den letzten Jahren waren wieder Maßnahmen zur Erhöhung der Fälschungssicherheit von Pässen erforderlich. So sind seit 30. März 2009 die Abnahme des Abdrucks zweier Finger und die digitale Speicherung der Fingerprints am Chip des Reisepasses vorgeschrieben. Und seit dem 15. Juni 2009 benötigt jede Person ein eigenes Reisedokument (mit Chip), was zum Entfall der Möglichkeit der Miteintragung eines Kindes im Reisepass führt. Das gesamte Passrecht in seiner internationalen Bedeutung ist also im Fluss! Der vom Freistädter Bezirkshauptmann Dr. Zierl, Autor zahlreicher Publikationen und Sicherheitssprecher der oö. Bezirkshauptleute, und der Bereichsleiterin für das Passwesen der Stadt Linz, Sabine Enzenebner, verfasste Leitfaden „Passrecht für die Praxis“ ist ein verlässlicher und aktueller Wegweiser durch die nicht mehr leicht zu durchschauende Materie und daher sehr zu empfehlen! Josef Demmelbauer Reissner/Herzeg (Hg.): Gesetzbuch Sozialrecht, 5. Auflage, Stand: 1. 3. 2010. Verlag Österreich, Wien 2010. 683 Seiten, broschiert, EUR 22,50. Das Sozialrecht ist laufend von Änderungen gekennzeichnet. Diese Neuauflage berücksichtigt alle Änderungen bis zum 1. 3. 2010. Um den Überblick im Sozialrecht nicht zu verlieren, braucht man diese Gesetzessammlung. Sehr anschaulich der Zahlenspiegel (S. 643 ff.), der einen raschen Überblick über Zahlen und Fakten des Sozialrechts 2010 bietet. J. D.
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