OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

215 enttäuschten Volksgenossen jenseits der Grenze in gesamtdeutschem Interesse wegweisend zu sein.“15 In der Woche darauf wird unter dem Titel „Rundfunk in Sturmestagen“ die Rolle der Linzer Station beim Bürgerkrieg im Februar bzw. speziell beim Juliputsch herausgestrichen und die „schnelle Entschlossenheit“ der Linzer Sendeleitung gewürdigt, „durch die es möglich war, den verbrecherischen Anschlag aufzuklären“. Beschwörend wird die Politik zum Handeln aufgerufen: „Diese Vorgänge sind die dringende Mahnung an die Verantwortlichen, sich um die Ausgestaltung des österreichischen Rundfunks zu kümmern. Wenn die Mittel der RAVAG nicht ausreichen, müssen öffentliche Mittel herangezogen werden … Die Ausgestaltung des Rundfunks ist nicht weniger wichtig als die der Straßen.“ Erneut wird abschließend die Frage gestellt: „Wann kommt endlich der RosenhügelSender nach Linz?“16 Noch gut eineinhalb Jahre sollten verstreichen, bis die Forderung in Erfüllung … und der generalüberholte Wiener Telefunken-Sender, am 26. Jänner 1936, auf dem Linzer Freinberg in Betrieb ging. Mit einer Kapazität von 15 Kilowatt war die Anlage die zweitstärkste Österreichs, ihr 165 Meter gen Himmel ragender Mast das seinerzeit höchste Bauwerk im Bundesgebiet.17 Die Feierlichkeiten zur Inbetriebnahme begannen mit einem von Bischof Gföllner zelebrierten Festgottesdienst im Mariendom. und der Ereignisse des Juliputsches – jedoch nicht verstummt. Im Ausbauprogramm der RAVAG war die Transferierung des, seit der Inbetriebnahme des neuen Bisambergsenders/1933 am alten Standort nicht mehr benötigten, Wiener Rosenhügelsenders nach Linz vorgesehen, allerdings regte sich in der Bundeshauptstadt (wo bis 1938 mehr als die Hälfte aller österreichischen Rundfunkhörer gemeldet waren) Widerstand. Die heimische Öffentlichkeit, medial voran das „Linzer Volksblatt“, drängte indes vehement auf den Transfer. Am 2. Juni 1934 wurden in diesem Blatt unter dem Titel „Braucht Oberösterreich den Rosenhügelsender?“ nicht nur wirtschaftliche und versorgungstechnische, sondern auch politische Argumente geltend gemacht: „Gegen die Hetz- und Lügensendungen unserer freundlichen Stammesbrüder jenseits der Grenze, besonders in München, muß eine wirksame Abwehrtätigkeit in unserem Rundfunk entfaltet werden. Daß dies mit den derzeitigen unzureichenden Zwischensendern nicht gut möglich ist, weiß jedes kleine Kind, und jedes Zuwarten bei der Ausgestaltung unseres Sendenetzes muß geradezu als eine Fahrlässigkeit bezeichnet werden. … Die maßgeblichen Stellen unseres Landes werden schon mit Rücksicht auf die politische Wichtigkeit der Angelegenheit der Sache ein besonderes Augenmerk schenken müssen.“14 Am 14. Juli 1934 las man unter der Schlagzeile „Wo bleibt der RosenhügelSender?“: „Doppelt und dreifach unterstrichen sei … die Wichtigkeit eines starken Grenzlandsenders, der auch jenseits der Grenzen entsprechend weit und gut gehört wird. Wer weiß, was nach den letzten Ereignissen im Nachbarreich noch alles kommen wird …Wer weiß, ob nicht gerade unserem Rundfunk eine sehr wichtige Rolle zufällt, wenn es einmal gilt, den grausam 14 Linzer Volksblatt, 2. 6. 1934, 8. 15 Linzer Volksblatt, 66. Jg., 14. 7. 1934, S. 3. Beitrag und Forderung stehen wohl in engem Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch. 16 Linzer Volksblatt, 66. Jg., Nr. 176, 2. 8. 1934, S. 5. 17 Harry Slapnicka, Sender Linz, 93.

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