214 Programmbetrieb anfangs wochentags um 9 und sonntags um 8.15 Uhr gestartet, während deutsche und tschechoslowakische Sender jeweils bald nach 6 Uhr zu hören waren. In einem Schreiben an das zuständige Handels- und Verkehrsministerium verwies der aus Oberösterreich stammende Volksbildungsreferent für NÖ und Wien, Karl Lugmayer, 1935 auf die Wichtigkeit der Vorverlegung des Sendebeginnes „vor allem für Beamte sowie für die übrige Bevölkerung von Wien“, womit den „zweifellosen Schädigungen vaterländischen Empfindens durch ausländische Rundfunksendungen positiv begegnet“ werden könne. Ab September 1935 wurde der Ausstrahlungsbeginn auf 7.15 Uhr, mit einem Nachrichtenblock, vorverlegt. Seit der Septembermitte schaltete man um 7 Uhr eine kleine „Morgenturnstunde“ vor, Programmschluss war um 23.30 Uhr.13 Von den Änderungen profitierte insbesondere die Linzer Station. Bereits im Jänner 1934 war die Sendeleistung von 0,5 auf sieben Kilowatt gesteigert worden, zudem hatte man Österreich eine neue Hauptwelle zugestanden. Die Rufe nach einer weiteren Verstärkung des Linzer Senders waren damit – vor allem unter dem Eindruck des „Rundfunkkriegs“ triebs in einem autoritären, keinesfalls totalitären Staat, daher im Programm noch lange nicht diktatorisch bestimmt, in den einzelnen Phasen der Abwehr den bewußten Widerstand gegen die drohende Okkupation, aber auch die innere Schwäche spiegelnd.“11 Einer direkten Konfrontation mit dem ab 1933 übermächtigen deutschen Rundfunk sah sich die RAVAG nicht gewachsen, weshalb man die Anstrengungen, im „Inneren“ gegenzusteuern, so gut es ging weiter forcierte. Unter anderem wurde die Bevölkerung gezielt angehalten, statt der fremden bevorzugt die österreichischen Sender zu hören. Sichergestellt werden sollte das – neben dem Verbot der Verbreitung ausländischer Rundfunksendungen – durch ein attraktiveres Gesamtpaket, verstärkte Programmregionalisierung, die Erhöhung der Sendeleistung der Regionalstationen sowie, zuletzt, durch die Ausweitung der täglichen Sendezeit. Dem Ausbau des RAVAG-Netzes, im Rahmen der Möglichkeiten beschleunigt vorangetrieben, stand natürlich auch wirtschaftliches Kalkül Pate – ein Mehr an Hörerschaft garantierte höhere Erträge aus den Teilnehmergebühren. Immer wieder stieß man dabei jedoch an die eher engen Grenzen des eigenen finanziellen Spielraums. So beklagte der Ministerrat 1933 die schlechte Empfangssituation in den südlichen und westlichen Bundesländern, deren Bevölkerung vom Wiener Sender teils gar nicht erreicht werde, die deutschen Sender samt der „fortgesetzten Radiopropaganda aus dem Reich“ hingegen „glänzend empfangen“ könne.12 Der Wettbewerbsnachteil bei den Sendezeiten wurde erst spät, halbwegs, ausgeglichen. Die RAVAG hatte den 11 Glaser, Kulturleistung, 38. Theodor Veitter: Das Kulturpolitische Nachrichtenprogramm der RAVAG in der Zeit des autoritären Staates 1933–1938. In: Geistiges Leben im Österreich der Ersten Republik. Auswahl der bei den Symposien in Wien vom 11. bis 13. November 1980 und am 27./28. Oktober 1982 gehaltenen Referate. Wien 1982 (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Geschichte der Republik Österreich Bd. 10), 374. 12 Höck, Medienpolitik, 153–155. 13 Höck 156 f.
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