113 Hundsteig,17 haben gezeigt, dass die Anfänge des Aurignacien in Europa komplexer waren als bisher gedacht. Heute ist man in der modernen Forschung weit vom klassischen Bild des modernen Menschen entfernt, der, aus dem Osten kommend, in kurzer Zeit Europa erobert und seinen Vorgänger, den Neandertaler, ausgelöscht hat. In den Inventaren des Donau-EnnsPaläolithikums steckt eine verborgene Information, die durch die umfangreikönnten, und ein mittelpaläolithisch eingestuftes Gerät aus Großraming15 zu nennen. In der Gudenus-Höhle im Tal der Kleinen Krems kann anhand der Artefaktfunde eine weitere mittelpaläolithische Begehungsphase16 nachgewiesen werden. Damit ist der zeitliche Rahmen des Neandertalers im Ennstal umrissen. Weitere Geländeuntersuchungen in den nächsten Jahren könnten zusätzliche Aufschlüsse und Informationen zur absolutchronologischen Datierung erbringen. Resümee Die aktuelle Materialaufnahme von der Donau-Enns-Mündungsregion bis in die Gebirgsformationen der Kalkalpen deckt den sensiblen Zeitabschnitt am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum ab. Die Analyse frühjungpaläolithischer Steinartefaktinventare, u. a. auch in Willendorf II und KremsAbb. 6. Volumetrische Kerne aus der Freilandstation von Ernsthofen, NÖ. 1 Kern aus Quarzit, Höhe: 5,15 cm; 2 Kern aus Quarzit, Höhe: 3,9 cm. 15 Der Rohstoff eines faustkeilartigen Gerätes konnte aktuell als Kalkstein bestimmt werden. Dazu: H. Kohl, Paläolithische Funde in Oberösterreich aus geowissenschaftlicher Sicht. OÖ. Heimatbl. 50 (1996) 131, Abb. 12. 16 D. Döppes, Die jungpleistozäne Säugetierfauna der Gudenushöhle (Niederösterreich). Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmuseum, 10, Wien 1997, 19. 17 Dazu: N. Teyssandier, Neue Perspektiven zu den Anfängen des Aurignacien. Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte in Blaubeuren 14, 2005, 11–24.
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