Zur Typologie der Waffen Die von Schreckseisen und Thaller verfertigten Hellebarden und Spieße ent standen in einer Zeit, in der Nahkämpfe im Kriegsfall noch durchaus üblich wa ren. Mit der Weiterentwicklung der Handfeuerwaffen und deren vermehrten Einsatz in Schlachten seit dem 17. Jahr hundert wurden die Stangenwaffen mehr und mehr in der Hintergrund ge drängt und kamen schließlich vollends außer Mode und Gebrauch. Zwar be wahren heute noch mehrere Zeughäuser, Rüstkammern und Museen viele dieser Wehren, doch ist es für den Besucher und Betrachter nicht immer einfach, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Daher einige Erklärungen zu ihnen.'" Hellebarde Ihr Name leitet sich ab vom mittel hochdeutschen Wort „Halm" (= Stange) und dem althochdeutschen Wort „Barta" (= breites Beil). Die zu Ende des 13. Jahr hunderts in der Schweiz aufkommende Waffe ist demnach als eine Kombination von Speer und Axt anzusehen. Ihre fürchterliche Schlagwirkung hatten die Eidgenossen in den Schlachten von Morgarten (1315) und Sempach (1386) vor Augen geführt, als sie jeweils ein habsburgisches Ritterheer vernichtend schlugen. Im 15. Jahrhundert wurden Reißhaken und Stoßklinge entwickelt, das Beil erfuhr eine Verbreiterung. Da mals als „kurze Wehr" bezeichnet, hielt die Waffe in den Landsknechtheeren Kaiser Maximilians I. Einzug. Weil im er sten Drittel des 16. Jahrhunderts das Harnischblech verstärkt wurde und nur sehr schwer durchschlagen werden konnte, wandelte sich die Hellebarde von der Hieb- zur Stichwaffe: sie erhielt eine lange, zumeist vierkanhge Spitze, während das Beil mehr und mehr ver kümmerte (Abb. 9). Wie begehrt die Hel lebarde noch um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert war, beweist eine Äußerung des landschaftlichen Zeugwartes Wolf Haug, der sie als „tauglichiste Vberwehr" bezeichnete. Seiner Meinung nach sollten mit ihr besonders die Bauern ausgerüstet werden, die, ins ÜÖI ■i .. ' 4- •. Abb. 9: Diese Hellehardenform war zur Zeit Schreckseisens und Thallers üblich. Foto: Ilse Toifl ' Das Folgende nach Peter Krenn, Stangenwaffen und Schlagwaffen, S. 43-48. In: Das Steiermärkische Landeszeughaus in Graz (= Veröffentli chungen des Landeszeughauses Graz, Band 2). Graz 19781
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