Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts begann sich die Verkehrssituation inner halb der habsburgischen Erblande ent scheidend zu verbessern. Hatte seit dem Spätmittelalter lediglich ein weitmaschi ges Handelsstraßennetz existiert, so ent stand nun wegen der Notwendigkeit, an gesichts der latenten Türkengefahr im Südosten schnelleren Nachschub an Soldaten, Proviant und Rüstungsmate rial zu gewährleisten, ein ungleich dich teres Netz an befestigten Wegen. Entlang der Enns wurde ab 1570 aus einem Trep pelweg eine befahrbare Straße, auf der bald lebhafter Handel florierte. Von Nord nach Süd wurde hier Proviant transportiert, aus entgegengesetzter Richtung (vorerst verbotenerweise) Vordernberger Eisen. Sowohl Schreckseisen als auch Thaller nutzten bei ihren Liefer fahrten die neuen Straßen und reisten von Waldneukirchen bzw. Bad Hall über Losenstein, Weyer, Altenmarkt, Hieflau, Eisenerz (damals noch als Innerberg be zeichnet), Vordernberg, Leoben, Bruck an der Mur und Frohnleiten nach Graz. Dabei lagen auf ihrem Weg allein auf steirischem Gebiet in Eisenerz, Leoben und Andritz drei Mautstellen, an denen sie normalerweise Abgaben für ihre Wa ren entrichten mußten. Ausweichen über das Palten- und Liesingtal wäre mit dem Passieren der Mautstelle in Rottenmann verbunden gewesen. Auch auf der weiter westlich verlaufenden Pyhrnroute, die vor dem Ausbau des Straßennetzes in der Eisenwurzen als „via Regia" oder „via publica" vorrangige Bedeutung gehabt hatte, lagen derlei Mautstellen. Die wich tigste war Burg Klaus, in der seit 1287 die Grenzmaut zur Steiermark eingeho ben wurde. Passierten also Händler oder Fuhr leute derlei Punkte, so hatten sie schrift lich festgelegte Taxen für ihre Waren zu bezahlen. Zwar lagen die Gebühren pro Stück relativ niedrig - beispielsweise waren an der Eisenerzer Maut im Jahr 1569 pro Hellebarde 3 Pfennige oder pro Spieß I Pfennig zu bezahlen'"' -, doch summierten sich die Ausgaben bei höhe ren Stückzahlen beträchtlich. Bei der oben erwähnten Fuhre von 1.000 Tarden, 200 Hellebarden und 100 Langspießen hätte der Mautsatz 7 Gulden, 20 Pfennig betragen. Weil die Händler derlei Abga ben stets auf den Warenempfänger ab wälzten, erbaten sich die Landstände vom Landesfürsten die Ausstellung so genannter Paßbriefe. Durch solche (wie etwa dem oben zitierten) wurden die ein zelnen Mautner angehalten, auf die Einhebung der Taxen bei kriegswichtigen Lieferungen zu verzichten. Auch für Schreckseisen und Thaller erwirkten die Verordneten bei Erzherzog Karl II. im mer wieder derlei Mandate. Als Transportmittel dienten zumeist sogenannte „Doppelwagen". Darunter verstand man Karren mit vier Rädern, deren Tragfähigkeit zwischen 1.000 und 1.500 Kilogramm betrug. Bespannt wa ren sie mit zwei oder vier Pferden. Mehr als vier Zugtiere waren wegen der schmalen Straßen und einiger enger Kehren nicht verwendbar."' Sowohl Thaller als auch Schreckseisen dürften versucht haben, ihre Wägen vollbeladen Hans Krawarik, Straßen der Eisenwurzen, S. 116. In: Land der Hämmer (= Katalog zur Oberösterreichischen Landesausstellung 1998), S. 116-121. 1998. StLA, Innerösterreichisches Kammer- und Exemptbuch 1569, fol. 120-134 v. Reiner Puschnig, Die Maut in Obdach, S. 81 f. In: Menschen & Münzen & Märkte (= Katalog zur steirischen Landesausstellung 1989), S. 8183. Graz 1989.
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