Holzschäfte (1602) in die Grazer Rüst kammer brachtet® Die gesonderte Er wähnung einer Lieferung von geschäfteten Stangenwaffen indes war nicht üb lich. Die überwiegende Masse der Helle barden und Spieße gelangte demnach bereits mit Holzschäften versehen in die steirische Hauptstadt. Nicht geklärt ist bislang aber die Frage, ob unsere beiden Schmiede ihre Erzeugnisse selbst schäfteten oder ob sie diese Arbeit durch Spe zialisten durchführen ließen. Zumindest Thaller scheint die Kunst des Schäftens beherrscht zu haben, denn es existiert eine Nachricht vom 24. Jänner 1606, daß er einen Teil der im Hofzeughaus vorrähgen alten „Federspießeysnen ausgepuzt, palliert vnnd geschifft" (geschäftet) habe.^' Wie auch immer! Weiters stellt sich die Frage, woher die Hellebarden schmiede und Spießmacher das Schaft holz bezogen. Leider gibt es nur wenige Hinweise darauf. Als Pankraz Thaller im April 1578 Hellebarden ins landschaftli che Zeughaus lieferte, erhielt er im Ge genzug Eschenholz zur Herstellung von Schäften. Geschlagen worden war das Holz durch Bartlmä Guessnegger, Mi chael Scharr, Hans Weiß und Simon Wallbauer in den Wäldern um Stübing, nördlich von Graz."" In Oberösterreich selbst war es üblich, daß in der Zeit eines Matthias Schreckseisen, Georg Leschenprand und Wolf Thaller die Helle bardenschmiede bei den niederösterrei chischen (!) Kammerräten um die Bei stellung von Zeugholz ansuchten. Dar aufhin erhielt gewöhnlicherweise der Rentmeister von Steyr den amtlichen Befehl, das nöHge Quantum in den um liegenden Wäldern schlagen zu lassen. Im Rahmen dieser Lieferungen erhielten die Schmiede das Holz zur Anfertigung von „toppelten vnd Feder spies, Hellepartten, Püxen, Spiesschafften vnd Mußceten Gabln". Ahnliches galt auch für den in Mairdorf bei Ried im Traunkreis ansässigen Schmied Wolf Vestenberger, der 1608 Holz erhielt, um die bei ihm be stellten 500 Landsknechtspieße (Lang spieße) Schäften und ins Wiener Hof zeughaus liefern zu können.^^ War Ve stenberger Konkurrent oder Mitmeister der Familie Thaller? Man weiß es nicht. Transportwege und Transportmittel „Lieber Getreuer, an Vnns hat ein E.L. in Steyer gelangt, wie das Sye bey Panngrazen Thaller, Schmid an der Sultz bey Haal in der Hofmarch zu hocher Kriegsnotturfft in eintaussend Dardjspiess, zweenhundert Helmpartn vnnd hundert Lanngspiess bestöllt vnnd angedingt hett. Alß ernenter Thaller ermeltes Kriegsgeraeth anyetzo verfertiget vnnd liferns willens vnd selbes Einer E. L. hoch bedürfftig, ist Vnnser ernstlich beuelch an dich, du wellest bemelte Dardjspiess, Helmpartn vnd Lanngspiess on Linde rung passirn lassen vnd khain mautt von Ihme Taller fordern. Datum Gräcz den achtzehenden tag July anno ec im Zwayvndneünzigisten"."^ StLA, Zeughausakten, Schuber 11 (1579-1582); Hofkammerregistraturbuch 1602, fol. 261 v262. ' StIA, Hofkammerregistraturbuch 1606, fol. 32 V. ' Fritz Pichler - Franz von Meran, Das Landes zeughaus in Graz, 1. Teil, S. 114. Leipzig 1880. OÖLA, HA Steyr, Schuber 771, Wald: Holzlie ferungen 1590-1840, Fasz. 348, Nr. 55, und Fasz. 467, Nr. 16. • StLA, Innerösterreichisches Kammer- und Exemptbuch 1592, fol. 213.
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