OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Abb. 4: hdeistermarke des Pankraz Thaller. Foto: Ilse Toifl Angesichts der enormen Stückzah len stellt sich aber die Frage, ob Pankraz in der Lage war, sämtliche von ihm gelie ferten Hellebarden und Spieße allein an zufertigen. Die Bescheidprotokolle des Oberösterreichischen Landesarchives helfen uns bei der Beantwortung: Im Jahr 1601 erscheint ein gewisser Seba stian Seidenschwanz als Mitmeister Thallers, der ausdrücklich als Hellebar denschmied bezeichnet wird und der wohl auch seinen Erzeugnissen eine leicht variierte Form der thallerschen Meistermarke aufdrückte.^' Als weiteren Mitarbeiter darf man wohl Fankrazens Sohn Wolf annehmen, der in späteren Jahren als Waffenschmied zu (Bad) Hall genannt wird. Relativ spät, erst 1595, 1608, 1609 und 1612, lieferte die Werk statt Thallers Hellebarden und Spieße auch an die Landschaft von Österreich ob der Enns.-° Mit Herbst 1612 setzten die Waffenlieferungen Pankraz Thallers nach Graz plötzlich aus. Grund dafür scheint die Tatsache gewesen zu sein, daß er zum Zechmeister der „Waffen: vnd huefschmidt Zu Haall in der Hof march" avancierte und sich als solcher mehr mit der Schlichtung von Streitig keiten und sonstigen administrativen Tätigkeiten als mit der Waffenproduk tion zu befassen hatte. Mehrere von Thaller unterfertigte Schriftstücke aus den Jahren 1612 und 1613 belegen dies ausdrücklich. Dienstreisen führten ihn bis in das Gebiet der sogenannten Eisenwurzen, ins Ennstal und auch in das Steyrtal.^^ Erst der Tod entledigte ihn im Jahr 1614 dieser Aufgaben. Sehr wenig läßt sich über die Famili enverhältnisse des Pankraz Thaller sa gen. Mit Sicherheit bekannt wurde bis lang nur, daß seiner Ehe mit Elisabeth ein Sohn namens Wolf sowie eine Toch ter Elisabeth entstammten. Ob der 1584 geborene und 1624 verstorbene Wirt in Pfarrkirchen, Maurus Thaller, ein weite rer Sohn unseres Pankraz war, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt der Forschungen noch nicht sagen, ist aber wahrschein lich. Elisabeth Thaller heiratete 1611 den „Eisenwözer" Wilhelm Hölbling, mit dem sie zwei Kinder hatte. Ihre Familie wanderte später nach Osterreich unter Enns (Niederösterreich) aus. Auch über das Geburtsjahr Thallers können vorläufig nur Berechnungen an gestellt werden. War Pankraz, als er 1575 erstmals in Erscheinung trat, gerade voll jährig geworden? Dann fiele sein Ge burtsdatum in das Jahr 1554 und bei sei nem Tod wäre er etwa 60 Jahre alt gewe sen. Im Herrschaftsurbar von 1583 taucht zwar der Name Pankraz Thaller nicht " OÖLA, Bescheidprotokolle 1601. OÖLA, Bescheidprotokolle 1595 XI 16, 1608 X 15, 1609 III 25, 1612 XI 5. " OÖLA, HA Steyr, Schuber 1009, Eisenwesen: Huf- und Waffenschmiede 1577-1766, Fasz. 483, Nr. 21; Fasz. 484, Nr. 11, 12; Fasz. 485, Nr. 12.

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