OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

schlichtweg ein Vorname verwechselt? Wie auch immer! Zumindest aber dürfte er sich bei der fachgerechten Handha bung der Waffengattung Hellebarde aus gekannt haben. In einem undatierten Musterregister der Pfarre Waldneukirchen, verfaßt um das Jahr 1620, scheint Wolf armiert mit einer Büchse und einer Seitenwehr auf und hatte im Kriegsfall dem Aufgebot des Zehnten Mannes Zuzug zu leisten.'' Im Urbar des Marktes Hall von 1644 er scheint Wolf Schreckseisen als Besitzer eines Hauses, dem auch eine Schmiede werkstatt angeschlossen war. Bis heute trägt das Bauernhaus den Vulgonamen „Schreckseisen". Vorbesitzer dieser Lie genschaft war ein gewisser Hans Schreckseisen,dessen verwandtschaft lichen (?) Beziehungen zu Wolf noch nicht geklärt werden konnten. Laut Sterberegister verstarb Wolf Schreckseisen im Jahr 1662 im damals biblischen Alter von 90 Jahren, ohne ei nen Erben hinterlassen zu haben. Pankraz Thaller (t 1614) Mit Fug und Recht kann Thaller als einer der fleißigsten Waffenlieferanten in das Grazer landschaftliche Zeughaus, aber auch in das Hofzeughaus bezeich net werden. In nachweisbaren 38 Liefe rungen, verteilt auf die Jahre 1575 bis 1612, brachte Thaller 8.102 Hellebarden, 6.582 Landsknechtsspieße, 2.950 Tarden und 155 Federspieße in die steirische Hauptstadt.'^ Galten die ersten Lieferun gen bis 1579 noch ausschließlich dem Hofzeughaus, so setzte seit den achtziger Jahren ein Wandel ein: nunmehr war Thaller fast nur noch für das landschaft liche Zeughaus tätig. Die steten Waffen verkäufe und damit verbundenen per sönlichen Reisen nach Graz standen mit der Tatsache in Zusammenhang, daß der ältere Peter Schreckseisen den Stangenwaffenmarkt in Österreich ob der Enns beherrschte und Thaller deshalb andere Absatzmöglichkeiten zu suchen ge zwungen war. Obwohl ihre Absatz märkte inoffiziell getrennt waren, kam es zwischen beiden Schmieden doch im mer wieder zu Auseinandersetzungen, wie die eingangs erwähnte Supplikation des Adam Wuechrer beweist. Nach dem Tod Schreckseisens begann Thaller auch Rüstkammern in Oberösterreich zu be liefern. Abt Erhard Voit von Kremsmün ster bezog bereits 1585 geätzte Garde hellebarden mit der Inschrift „Krembsmvnster Anno 1585" von ihm, und am 19. Juni 1597 schickte Pankraz 24 Hellebarden und zwei Partisanen zu Händen des Abtes Johann III. Spindler dorthin. Wohl um sich beliebt zu ma chen, verrechnete Thaller nur die Helle barden zu 6 Schilling Pfennig das Stück (18 Gulden total), während er die „zwayen partasän spies, so ich ihren Gnaden zur Liebnus gib", als Geschenk präsenherte.'® Jede aus der Werkstatt Thallers gelie ferte Hellebarde ist mit seiner Meister marke (Abb. 4) versehen. " OÖLA, HA Steyr, Schuber 136, Fasz. 460, Nr. 10. " Wie Anm. 6, S. 560. Vgl dazu die Zeughausakten im Steiermärkischen Landesarchiv. Gamber Ortwin, Die Rüstkammer des Stiftes Kremsmünster, S. 253. In: Kremsmünster. 1200 Jahre Benediktinerstift, S. 249-257. Linz 1976. Stiftsarchiv Kremsmünster, Kammerrechnun gen 1597.

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