OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

sauer Bischof Josephus Dominicus von Lamberg (1723-1761), an die Thesen Pilgrims anknüpfend, die Erfüllung eines alten Passauer Wunsches: die Exemption Pas saus vom Salzburger Metropolitanverband im Jahre 1728, ebenso die Verleihung des Palliums, also der erzbischöflichen Würde. Nicht erreichte er jedoch die Erhe bung seiner Diözese zum Erzbistum. Die Exemptionsbulle Papst Benedikts XIII. vom 1. Juni 1728 geht davon aus, daß das Bistum Passau seinen Ursprung vom Erzbistum Lorch herleitet, wie dies bereits Pilgrim propagiert hatte. Konsequenterweise nahm Bischof Josephus Dominicus die päpstliche Bulle in Lorch entgegen und hielt in St. Laurenz am Fest des hl. Maximilian (= 12. Okto ber), den man damals für einen ehemaligen Lorcher Bischof hielt, einen festlichen Gottesdienst. Die Fahrt des Passauer Bischofs nach Lorch erfolgte im Rahmen seiner vier ten Visitationsreise. Am 10. Oktober kam der Bischof nach Enns - so das Passauer Protokoll der bischöflichen Funktionen von dort aus machte er sich nach St. Pan taleon, Erlakloster und St. Valentin auf, kehrte aber abends nach Enns zurück. Am 12. Oktober besuchte er die Pfarrkirche, hernach zog er zur St.-Laurenz-Kirche hin aus, wo der Dankgottesdienst gefeiert wurde, beim Absingen des „Te Deum laudamus" wurden Geschütze abgefeuert. Hierauf kehrte er in die Stadt zurück und firmte 1.170 Personen in der Pfarrkirche. Hernach reiste er nach Ebelsberg weiter, wo er nächtigte. Wieviel Lamberg dieser denkwürdige Tag in Lorch bedeutete, zeigt auch seine Stiftung eines Jahrtages, der zum „ewigen Gedächtnis" am 12. Oktober für Papst Benedikt XIII. in der St.-Laurenz-Kirche gehalten werden sollte. Das Pallium, das Zeichen der erzbischöflichen Würde, nahm Lamberg wenige Tage darauf, am 28. Oktober 1728, im Passauer Dom entgegen. Der Hoffnung des Bischofs, über seine persönliche protokollarische Aufwer tung hinaus auch den Bestand des Bistumsgebietes zu sichern, war kein dauerhafter Erfolg gegönnt. Mit dem Verlust des Linzer Diözesangebietes (1783/85) fiel auch auf die St. Laurenz-Kirche, auf deren prominenter Tradition Passau seine kirchenpolitischen Ziele in Osterreich gründete, ein langer Schatten. Doch gerade in unseren Tagen wurde die bewegte Geschichte von Lorch nachhaltig belebt und die Wirkungsstätte der hll. Florian und Severin sowie deren Bedeutung für die Grundlegung des Christentums in diesem Land, am Sitz des anti ken Bistums Lauriacum, gewürdigt. Die mächtigen Gemälde, die nunmehr an ihren Platz in St. Laurenz zurück gekehrt sind, zeigen nicht nur ein bedeutsames Stück Bistums-, Landes- und Stadt geschichte, sie sind auch eine barocke Interpretation des archäologischen Befundes. So fügen sie sich gut zur Kultkontinuität dieser Stätte.

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