und Bischöfe. Sogar die bekannte Ansicht von Enns von Georg Hufnagel aus dem Jahre 1617, die in der Serie „Civitates orbis terrarum" erschien, vermerkt auf dem rückseitigen Textteil noch immer „Lauriacum - vulgo Ens". Geschichte wirkt nach. Reformation und Gegenreformation verliefen in dieser Stadt sehr hitzig und militant. Am Vorabend des großen Bauernkriegs von 1626 sah sich der damalige Pfarrer Hartmann Oberecker veranlaßt, Motivationsarbeit zu leisten und auf die christlichen und kirchlichen Wurzeln zu verweisen. Ihm verdanken wir nicht nur die al fresco gemalte Wappengalerie seiner (katholischen) Amtsvorgänger im damals neuen Dechanthof in der Wiener Straße, sondern auch die bildlichen Hinweise auf die Anfänge des christlichen Kirchenwesens in der Spätantike (Bischofsporträts) sowie eine Ansicht der Stadt Enns mit ihren Schutzheiligen in der Wallseerkapelle der Stadtpfarrkirche. Vielleicht hatte er von der vorhin erwähnten Publikation des Kaspar Brusch gehört. 1625 jedenfalls hat er mit den Porträts der Lorcher bzw. Passauer (Erz-) Bischöfe die „Lorcher Tradition" in seine Pfarrkirche „transportiert" sowie mit der Vedute der Stadt, insbesondere durch die Darstellung der Glaubensboten bzw. Schutzheiligen von Enns (Markus, Lukas, Florian und Maximilian), die religionspo litische Botschaft der Inschriftzeilen am Stadtturm konfessionell vereinnahmt, d.h. „katholisch" gedeutet. So konnte die „umfunktionierte" Aufschrift am „unheiligen" Turm verbleiben. Die Lorcher Kirche rückte in den folgenden Jahrzehnten aus dem Blick. Doch wurde sie durch die Konkurrenz der im Zentrum des ehemaligen römischen Lagers positionierten berühmten Wallfahrtskirche Maria am Anger, bei der auch pfarrliche Rechte ausgeübt wurden, kräftig in Erinnerung gerufen. Am Beginn des 18. Jahrhunderts erhielt St. Laurenz den Zwiebelturm und ein neues Kirchendach. Vor allem Pfarrer Johann Georg Bonbardi von Zuegg und Aureni bewirkte eine pastorale Einbindung von St. Laurenz (über die Funktion als Friedhofskirche hinaus) in das religiöse Leben der Pfarrgemeinde. In der Folge erhielt die Lorcher Kirche einen maßgeblichen barocken Ausstattungsschub, darunter besonders signifikant das Hochaltarbild mit der Darstellung des Martyriums des Kirchenpatrons St. Lau rentius (1715). „Lorch als Idee" implizierte augenscheinliche Hinweise auf die Tradition, daß die St.-Laurenz-Kirche Vorgängerin der passauischen Bischofskirche sei, ja erzbi schöfliche Würden einschloß. 1711 ließ Bonbardi, wie wir nun annehmen können, ein Kolossalgemälde anferflgen (es zeigt die „Stadt Enns und ihre Schutzheiligen"), und 1728 ein weiteres mit den Porträts der (angeblichen) Metropoliten von Lorch und Erzbischöfen von Passau (bis Pilgrim t 991). Damit folgte er dem Konzept von Pfarrer Oberecker aus dem Jahre 1625, die „Fresco-Vorlagen" in der Wallseerkapelle wurden dann übertüncht (die Wiederaufdeckung erfolgte 1970/72). Das Konstrukt der erzbischöflichen Reihe hatte, wie wir gesehen haben, in Bischof Pilgrim seinen Urheber. Tatsächlich gelang dem aus Steyr gebürtigen Pas-
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