Die „bildgewordene" Lorcher Tradition Zur Rückkehr zweier geschichtlich bedeutsamer Kolossalgemälde in die Pfarrkirche von Enns-St. Laurenz Von Johannes Ebner und Rudolf Zinnhobler Zu Beginn der archäologischen Ausgrabungen im Presbyterium der Lor cher Kirche wurden u.a. auch zwei barocke Kolossalgemälde abgenommen (13. September i960) und in ein Depot der Restaurierwerkstätte des Bundesdenkmalamtes nach Wien gebracht. Erst 1997 konnten aufgrund der Bemühungen von Stadtpfarrer Dr. Johann Ruhsam und Prof. Fritz Mayr die Finanzierungskosten der Restaurierung dieser Gemälde gesichert und damit deren Wiederaufstellung in die Wege geleitet werden. Diese Bilder kehrten nun in die Basilika Enns-St. Laurenz zurück und wurden am 7. November 1998 von Diözesanbischof Dr. h. c. Maximilian Aichern im Rahmen einer Festmesse feierlich gesegnet. Mit der „Rückkehr" der größten Ölgemälde Oberösterreichs wird die Bedeutung der Kirche in Lorch für die Passauer Bistumspolitik in Österreich erneut in Erinnerung gerufen: Die Reihe der „Erzbischöfe von Lauriacum und Passau" zeigt die von Bischof Pilgrim (t 991) propagierte „Lorcher Tradition", und die „Ansicht der Stadt Enns mit ihren Schutzheiligen" (Lukas, Markus, Florian, Maximilian) weist auf die Bedeutung von Enns (Lorch) als frühes christliches Zentrum in der Spätantike hin. Die nachfolgenden Kurzbeiträge möchten das Bildprogramm im histori schen Kontext würdigen. Lorch und seine „Bischöfe" Im Jahre 1968, also vor gut dreißig Jahren, erlangte Gerolamo Prigione die Würde eines Titular-Erzbischofs von Lauriacum. Die Entscheidungsträger für diese Auszeichnung gingen offenbar von der Überzeugung aus, daß es eine anhke Erzdi özese Lorch mit untergeordneten Bistümern gegeben habe. Demnach habe auch der einzige namentlich bekannte Bischof von Lorch, der in der Lebensbeschreibung des hl. Severin (5. Jh.) erwähnte Gonstantius, den Rang eines Erzbischofs innegehabt. Hierfür gibt es tatsächlich einige Indizien. So wird Gonstanhus „pontifex" genannt, eine Bezeichnung, die in der „Vita" sonst nur noch auf Papst Gelasius angewendet wird. Auch gab es damals in der zuständigen Provinz Ufernorikum möglicherweise noch ein Bistum. Mamertinus, dem Befehlshaber von Favianis, wo sich Severin zumeist aufhielt, wurde nämlich die Bischofswürde angetragen. War also Favianis,
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