Auch in Tirol ging man übrigens nach dem gleichen Muster vor: Zuerst die Öffnung der Straße, dann die Einhebung einer Maut bzw. Straßenbenüt zungsgebühr (z.B. bei der Ötztalstraße 1929"'). Inwieweit eine solche Vorgangs weise tatsächlich fremdenverkehrsför dernd wirkte, erscheint freilich fragwür dig. Angestrebt wurde eine solche Öff nung u. a. für die Straße von Ebensee zu den Langbathseen, für die Straße zum Offensee, die Straße von Bad Ischl über das Rettenbachtal und die Blaa-Alm nach Altaussee sowie für die Gosauseestraße zu den Gosauseen.^' Die Gosauseestraße, eine Privat straße der Österreichischen Bundesfor ste, hatte als Zufahrt zu den Gosauseen die größte Bedeutung für den Fremden verkehr des Salzkammergutes. Die Zu fahrt zu den Seen war bislang nur bis zum sogenannten Gosauschmied mög lich, das Befahren der darüber hinaus führenden, steil ansteigenden drei Kilo meter langen Forststraße bis zum Vorde ren Gosausee für Kraftfahrzeuge verbo ten. Davon ausgenommen war lediglich die Autobuslinie der Post. Der Landesregierung gelang es in Verhandlungen mit den Bundesforsten, diesen Zufahrtsweg in die bestehende Gosauseestraße einzubeziehen (d.h., sie wurde „eingemeinschaftet") und für den Kraftfahrzeugverkehr zu öffnen. Dafür mußten sowohl Verbreiterungen vorge nommen, als auch eine Abstell- und Umkehrmöglichkeit für die Fahrzeuge geschaffen werden.'- Die Grundlage da für bildete ein zwischen den Bundesfor sten und der oö. Landesregierung ausge handelter Pachtvertrag für einen Autostandplatz. Die Herstellung eines Park platzes erfolgte von Frühsommer bis Juli 1934. Direkt beim Parkplatz, am Ende der Straße, befand sich eine Restaura tion. Mit 1. August 1934 konnte die Straße für den allgemeinen Verkehr frei gegeben werden, allerdings nur im Halbstundenverkehr. Im Jahre 1935 wurde dieser Park platz in den Monaten Juni bis September von insgesamt 3.817 Fahrzeugen fre quentiert, darunter 1.121 Krafträder, 2.538 Pkw und 158 Autobusse." Die Zahl der Besucher gab Sighartner unter Zugrundelegung der beim Parkplatz Hallstatt ermittelten durchschnittlichen Besetzungsziffer mit rund 20.000 an," Für die Benützung des Parkplatzes waren sogenannte Standplatzgebühren zu entrichten, die das Land für den Aus bau der Gosauseestraße verwendete. Der Ertrag aus den eingehobenen Ge bühren war durchaus beachtlich: Die er ste Saison brachte bereits Einnahmen von 1.717 Schilling in nur zwei Mona ten. 1935 mußte die Standplatzgebühr aus finanzrechtlichen Gründen in eine Straßenbenützungsgebühr (Maut) um gewandelt werden, doch blieb die Höhe der Gebühr gleich. -Die bisherigen ' Das Ötztal für den Autoverkehr ganzjährig frei gegeben, in: Österreichische Autobus-Zeitung, Nr. 6/1929. Alfred Sighartner, Das Straßennetz im ober österreichischen Salzkammergut, Linz 1932, S. 5. ' Vgl. Ausbau der Gosauseestraße, in: Salzkam mergut-Zeitung Nr. 29/1934 vom 19. Juli 1934, S. 14. ' Die Autobusse werden als Pkw mit über 6 Sit zen angeführt. ' Alfred Sighartner, Verkehrsentwicklung 1934/ 35, in: Österreichische Verkehrs-Wirtschaft, Nr. 236/1936, S. 5-6.
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