OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

steckung der Straßenachse anhand des Projektes der Bundesforste, das nur in soweit abgeändert worden war, als nun anstelle einer einspurigen Straße eine zweispurige errichtet werden sollte. Be reits am 13. August 1935 wurde der Spa tenstich vorgenommen. Der Baubeginn konnte finanziell dadurch sichergestellt werden, daß das Sozialministerium für den beim Straßenbau eingesetzten Ar beitsdienst Geldmittel bewilligte und das Handelsministerium einen ersten Beitrag von 200.000 Schilling beisteu erte. Bis zum Winterbeginn waren bis zu 140 Personen beschäftigt, davon je zur Hälfte Arbeitsdienstwillige und vollbe zahlte Arbeiter. Durch die Sparmaßnahmen des Bundes 1936 drohte die Einstellung der Bauarbeiten mit Jahresende. Den Bemü hungen der Landesregierung, vor allem des Landeshauptmannes Dr. Gleißner, war es jedoch zu verdanken, daß der Weiterbau aus Mitteln des Landes Ober österreich finanziert werden konnte. Die Bauarbeiten wurden nun zumindest mit 70 Arbeitern fortgesetzt. Über den Fortgang der Bauarbeiten, die in der Öffentlichkeit kaum wahrge nommen wurden, unterrichtete der zu ständige Referent der oö. Landesregie rung, Landesrat Felix Kern, am 25. No vember 1937 in einem Rundfunkvortrag im Sender Linz. Den Verlauf der Straße beschrieb Kern folgendermaßen: Die Dachsteinhöhlenstraße zweigt in Ohertraun von der Hallstätterseestraße, kurz bevor diese die Traun überschreitet, ab und führt auf dem Nordhang des Dachsteinmassivs bis in die Höhe der Dachsteinhöhlen. Die erste, ein Kilo meter lange Teilstrecke verläuft in der schattigen Traunau, vorüber am Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes zum Platzkommando des mili tärischen Dachsteinübungsplatzes. Dann ver läßt die Straße das breite Trauntal von Obertraun und führt im Miesenbachtal, schon mit 8% Steigung, einen weiteren Kilometer auf wärts. Eine Talstufe im Mösl zwingt zum Ver lassen des hier ziemlich eng werdenden Tales. Die Trasse umfährt den Fuß des Mittagskogls, in dem sich die kilometerlangen Gänge der Mammuthöhlen befinden, und gewinnt schließ lich am Hange des Schafeckkogels in zahlreichen Serpentinen rasch an Höhe. Vorüber an der Schafeckalm, mit einer prachtvollen Aussicht auf den Hallstätter See bis weit hinaus ins Bekken von Goisern und hinein ins Steirische, nach Aussee, führt uns die Straße zum großen Park platz in der Eisgruhe, von hier mit geringer Stei gung zum Westeingang der Mammuthöhle.^'^ Die Länge der Straße beträgt bis zur Eisgrube 9,7 km. Die Fortsetzung von diesem Parkplatz bis zum Westeingang der Mammuthöhle war ursprünglich als Fußweg konzipiert, wurde aber nun doch als Straße ausgeführt. Direkt beim Höhleneingang war ein zweiter, aller dings kleinerer Parkplatz geplant. Die maximale Steigung beträgt 15%, der Höhenunterschied von insgesamt 830 Metern wird in 16 Kehren bewältigt. Die Straße hat in der Regel eine Breite von 4,80 m, an unübersichtlichen Stellen 6 m, in den Kehren 8 m. Die Kosten wurden 1938 mit 150.000 Schilling je Kilometer berechnet. Kern schloß seinen Vortrag mit fol genden pathetischen Worten: Die kühne Anlage und solide Ausführung dieser Straße gibt Zeugnis von dem Aufbauwillen des Landes Oberösterreich und seiner Landesregierung und auch von dem Arbeitswillen und dem Können Alfred Sighartner, Vom Bau der Dachsteinhöhlen-Straße, in: Die Straße in Osterreich, Jänner 1938, S. 7.

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