OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Straßen für den Fremdenverkehr Das Salzkammergut zwischen den Weltkriegen Von Bernd Kreuzer Der Fremdenverkehr des Salzkam merguts war nach dem Zusammenbruch der Monarchie und dem damit einherge henden Ausbleiben traditioneller Gäste schichten - Hochadel, Künstler, Literaten - in eine Krise gestürzt. Während des Weltkrieges war der Fremdenverkehr prakHsch zum Erliegen gekommen, ja, er war auf Verlangen der Bevölkerung 1917 sogar amtlich verboten worden, da die Versorgung mit Lebensmitteln kritisch geworden war. Die Nachkriegsinflation brachte als neue Gäste Neureiche und Kriegsgewinner. Erst die Budgetsanie rung von 1922 führte wieder zu stabile ren Verhältnissen: Der Fremdenverkehr erlebte einen erneuten Aufschwung, von ihm erwartete man sich eine Besserung der wirtschaftlichen Situation. Gäste wa ren wieder gerne gesehen.^ Um diese Gäste nun ins Salzkam mergut zu locken, richtete man das Au genmerk unter anderem auf die Verbes serung der Erreichbarkeit der einzelnen Orte. Hatte man bis knapp vor dem Er sten Weltkrieg ausschließlich mit der Bahn in die Sommerfrischeorte des Salz kammerguts fahren können, so änderte sich dies durch das Aufkommen des Au tomobils binnen weniger Jahre. Bereits 1910 hatte die Postverwaltung eine erste Autobuslinie für den Ausflugsverkehr eingerichtet, der bis zum Ausbruch des Krieges noch drei weitere folgten. Es dauerte nach dem Krieg einige Jahre, bis die Betreiber von Autobuslinien - die Post, die landeseigene „Oberkraft" und der Kraftwagenbetrieb der Osterreichi schen Bundesbahnen (KOB) - an diese ersten erfolgreichen Versuche eines Au tobusdienstes anknüpfen konnten. Nun, nach dem Krieg, kam der An reise mit dem eigenen Automobil, das sich ein wenn auch noch sehr kleiner, so doch zunehmend größer werdender Teil der Bevölkerung leisten konnte, ver mehrte Bedeutung zu. Die Anreise er folgte zwar weiterhin individuell, aller dings nicht mehr im eigenen Waggon, sondern im eigenen Automobil. Gerade die vermögenden automo bilbesitzenden In- und Ausländer trach tete man als Gäste zu gewinnen. Franz Strafella brachte dies 1925 auf den Punkt, als er feststellte, daß in erster Linie der vermögende Ausländer das uns besonders erwünschte Publikum darstellt. Dieser zah lungskräftige Ausländer aber macht seine Rei sen vielfach nur mit dem Auto. [...] Die reichen Amerikaner suchen Sensationen, sie fahren nach London nur deshalb, um dort einmal den berühmten Londoner Nebel zu erleben und es würde der eine und der andere Amerikaner nur deshalb nach Osterreich kommen, um einmal die neuerdings projektierte Hochalpenstraße auf den Großglockner mit seinem Auto zu befahVgl. Roman Sandgruber, Fremdenverkehrsland Oberösterreich, in: Oberösterreichische Wirt schaftschronik, Linz 1994, S. 136.

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