OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Heute führen die jährlichen Wallfahrten der Pfarre Großraming am Bittmon tag (Montag vor Christi Himmelfahrt) nach Maria-Neustift und am Chrish-Himmelfahrts-Tag zur Berti-Kapelle in Großraming (Katastralgemeinde Hintstein). Neben den genannten Wallfahrten auf den Heiligenstein unternahm die Pfarre Gaflenz im 17. und 18. Jahrhundert alljährlich Kirchfahrten auf den Sonntag berg, nach St. Ägyd am Walcherberg, Weyer und Hollenstein. Ab 1719 wurde die alte „Egidi-Wallfahrt" durch eine jährliche Kirchfahrt zur Skapulier-Bruderschaftskapelle nach Waidhofen an der Ybbs abgelöst. Gegenwärtig unternimmt die Pfarre Gaflenz jährliche Wallfahrten auf den Heiligenstein und nach Maria-Neustift. Wie die angeführten Beispiele zeigen, erfolgte in der Barockzeit eine Durch dringung und Dynamisierung bereits früher bestehender Wallfahrtsformen. Auf dem Weg zu den überregionalen Wallfahrtsorten entstanden „Ableger" wie in Weyer a. d. Enns und Aschach a. d. Steyr. Die Madonna mit Kind vom nördlichen Seitenal tar der Johanneskirche von Weyer a. d. Enns, eines der ansprechendsten und quali tätsvollsten Werke Hans Spindlers, wird bis heute als Gnadenbild „Maria Trost" ver ehrt und ist Ziel einer jährlichen Wallfahrt der Pfarre Hollenstein am Matthäus-Tag (21. September). Die durch die „Aschacher himmlische Gnadenmutter" bewirkten Wunder wurden im „Repertorium Aschachense" genau protokolliert: „Am 9. Okto ber 1751 bezeugen Wolfgang Hochhuber und Susanna, seine Ehegattin, daß ihr halbjähriger Sohn Adam am Johannes Baptista-Tag von zweyen tödlichen Krankhei ten, der Fraiß und Roten Ruhr durch SANT MARIAM Hilf zu Aschach einzig allein seye wunderbahrlich befreyet worden". Wie in den anderen Landesteilen erreichte das Wallfahrtswesen auch in der Eisenwurzen im 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt und wurde durch die josephinischen Reformen, die den verschiedenen Ausprägungen des Kirchenjahres und der Volksfrömmigkeit den Kampf ansagten, jäh unterbunden. Ausgelöst hatte diese Ent wicklung Kaiser Joseph II. mit dem Erlassen der Gottesdienstordnung, deren „Anmerkungen" unter anderem ein Verbot aller Prozessionen außer am Markustag, an den Bittagen und am Fronleichnamsfest untersagten. In der Zeit der kirchlichen Restauration kam unter Bischof Gregorius Ziegler (1827-1852) das Wallfahrtswesen allmählich wieder in Schwung. Die Wallfahrt heute Schließlich soll auch auf die gegenwärtige Situation der Wallfahrt in der Eisenwurzen eingegangen werden, soweit sie nicht bereits in den einzelnen Kapiteln behandelt wurde. Ein beliebtes Wallfahrtsziel der Bewohner der Eisenwurzen ist bis heute die Wallfahrtskirche von Adlwang, wohin die Pfarrangehörigen von Garsten, Aschach a. d. Steyr, Steinbach a. d. Steyr, Sierning und Garsten alljährlich pilgern. Vor einigen Jahren wurde von der Stadtpfarre Steyr die Fußwallfahrt nach Christkindl wiederbelebt. Eine jährliche Fußwallfahrt der Pfarren Losenstein und Laussa nach Maria-Neustift ist heute noch gebräuchlich. Zu erwähnen ist aber auch die bis

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2