meisten Pfarren des Enns- und Steyrtales an diesem Tag eine „Kirchfahrt" nach Gar sten unternahmen. Bis 1692 fuhr ein Teil der Losensteiner Prozessionsteilnehmer an diesem Tag mit dem Floß auf der Enns nach Garsten.^® In der Barockzeit führten Kirchfahrten zumeist auch zu den Patroziniumsfesten der jeweils benachbarten Pfarren. So berichtet Lindner, daß sich alljährlich am Veitstag (15. Juni) eine Abordnung des Garstner Konventes sowie Prozessionsteilnehmer von vier bis fünf umliegenden Pfarren, darunter auch von Aschach an der Steyr, in der Pfarrkirche Sierning einfanden, um dort das Hochamt mitzufeiern.^' Den Kirchenrechnungen können wir entnehmen, daß die Pfarrangehörigen von Losenstein am Peter-und-Pauls-Tag (29. Juni) mit der Prozession nach Ternberg^" und am Jakobstag (25. Juli) nach Großraming gingen." Als Beispiel für die Entwicklung des Wallfahrtswesens der Eisenwurzen im 17. und 18. Jahrhundert seien die jährlichen Wallfahrten der Pfarren Großraming und Gaflenz angeführt, wie sie sich aus den Kirchenrechnungen erschließen lassen. Unternahmen die Großraminger Pfarrangehörigen Mitte des 17. Jahrhunderts jähr lich vier „Kirchfahrten", so erhöhte sich diese Zahl bis 1770 allmählich auf 11. Groß raming und Neustift waren die einzigen Pfarren der Eisenwurzen, die im 17. und 18. Jahrhundert alljährlich eine Wallfahrt nach Maria Zell unternahmen. Da in den Kirchenrechnungen auch das „Einläutgeld" aufscheint - die Pilger wurden in den Orten jeweils mit Glockengeläute empfangen -, sind wir auch über die Wallfahrtsroute unterrichtet. Man pilgerte über Weyer, Hollenstein, St. Georgen am Reith, Lunz am See „auf Unser Lieben Frauen Maria Zell". Die übrigen jährlichen Wallfahrtsziele waren: Sonntagberg, Heiligenstein, Neustift und Losenstein. Im Jahre 1661 wurden folgende Wallfahrtstermine wahrgenommen: am 26. Mai brach man nach Mariazell auf, am 7. Juni ging man auf den Heiligenstein bei Gaflenz und am 11. Juni auf den Sonntagberg. In unregelmäßigen Abständen, vermutlich, wenn eine Dürrekatastrophe drohte, wallfahrtete man von Großraming nach „St. Nicolai" (Konradsheim). Denn in der Kirchenrechnung des Jahres 1688 heißt es „auf St. Nicolai um Regen . Am 13. Juli 1664 ist eine „Kirchfahrt" nach Weyer „um Erhaltung schönen Wetters" verzeich net. Außerdem führte jährlich von Großraming ein „Kreuzgang" nach Losenstein. Von dort kam zu „St. Jakob im Schnitt" (25. Juli) jedes Jahr eine Prozession nach Großraming. Im 18. Jahrhundert zog man jährlich dreimal mit Prozession von Groß raming nach Neustift und viermal auf den Heiligenstein. Ein fixer Termin war jedes Jahr für die benachbarten Pfarren das Patroziniumsfest St. Oswald (5. August) in Neustift. Laut Kirchenrechnungen wurden an diesem Tag die Zechpröpste und Mes ner der Pilgergruppen auf Kosten der Pfarre Neustift bewirtet.^^ " Adolf Brunnthaler, Losenstein, Linz 1995, S. 120. " Übrigens ist bei Lindner auch von gelegentlichen Wallfahrten der Garstner Konventualen nach Ma riazell die Rede. OÖLA, STIAG, Bd. 78, KR Losenstein, 1674, 1675, 1689. OÖLA, STIAG, Bd. 79, S. 32^' u. 72' (KR Losenstein 1692/93), S. 90" (KR Losenstein 1703-1705). " OÖLA, STIAG, Akten, Band Nr. 85, Blatt 132'-.
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