der Belagerung Wiens durch die Türken feierte der Konvent jeden Tag auf dem Bert hold-Altar eine Votivmesse. Aus dem gleichen Anlaß pilgerten am 29. August 1683 rund 7.000 Wallfahrer aus der Steyrer Umgebung in feierlicher Prozession zum Grab des Heiligen.^ In der Zeit der katholischen Restauration war der Linzer Diözesanbischof Gregor Thomas Ziegler (1827-1852) sehr um die Verbreitung des Berthold-Kultes bemüht und traf auch die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 700. Todestag des hl. Berthold, an denen 1842 angeblich rund 60.000 Gläubige teilnahmen. In der Gegenwart wird der Berthold-Sonntag in Garsten mit einem feierlichen Hochamt und einer Prozession begangen. Diesem geht am 27 Juli ein Theologischer Tag voran. Viele nehmen die Gelegenheit wahr, ihre Bitten in dem beim Berthold-Altar der Pfarrkirche Garsten aufliegenden Anliegenbuch schriftlich zu formulieren. Maria-Neustift In den Bergen des Mittelgebirgslandes, an der Landesgrenze zu Niederöster reich gelegen, wird Neustift urkundlich bereits 1124 als Pfarrkirche zum hl. Oswald genannt. Der Legende nach sollen Raben Hobelspäne an jenen Ort getragen haben; an dem sich heute die Wallfahrtskirche erhebt.'^ Die Wallfahrt an diesem Gnadenort geht zurück auf das Spätmittelalter. Um den Besuch dieses Marienortes zu heben, verlieh der Passauer Weihbischof Nikolaus anläßlich der Kirchweihe in Neustift am 24. September 1493 Ablässe. Er konsekrierte an diesem Tag in der Pfarrkirche zu Neustift drei Altäre (Maria und Oswald, Nikolaus und Wolfgang, Katharina und Margareta).' Die Pfarre Maria-Neustift ist übrigens die einzige unter den 16 Garstner Pfarren, die in der Reformationszeit nicht vom katholischen Glauben abgefallen ist. Im 17 und 18. Jahrhundert zogen die Pfarrangehörigen von Gaflenz, Weyer, Großraming mehrmals jährlich in Prozession nach Neustift. Eine Gelöbniswallfahrt der Pfarren Losenstein und Laussa nach Maria-Neustift ist heute noch gebräuchlich. Die Bewohner von Maria-Neustift wallfahrteten im 17. und 18. Jahrhundert jedes Jahr nach Maria Zell, Sonntagberg, Garsten und Heiligenstein.® Als Dekanatswallfahrtsort wird diese Gnadenstätte bis heute regelmäßig von den Pfarren der Dekanate Weyer und Losenstein besucht. Aber auch die Bewohner des niederösterreichischen Mostviertels suchen Maria-Neustift im Rah men von Wallfahrten gerne auf. ^ Josef Lenzenweger, Berthold von Garsten, Linz 1958. ' Dietmar Assmann, Heiligenverehrung und Wallfahrten als besondere Ausdrucksformen der Volks frömmigkeit. In: Volksfrömmigkeit in Oberösterreich, Sonderausstellung des OÖ. Landesmuseums, Linz 1985, S. 12. ' Karl Eder, a. o. a. O., Bd. 1, S. 139. ® OÖLA, STIAG, Akten, Band Nr. 85, Blatt 60.
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