OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Die Wallfahrt in der Eisenwurzen Von Erwin Garstenauer „Es ist zwar allenthalben gut beten .., Gleichwohl aber hat... Gott ihme und seinen Heiligen etliche Ort sonderlich erkiesen ..." (Abraham a Sancta Clara) Die Wallfahrt gehört zu den ältesten Ausdrucksformen der Volksfrömmig keit. So unterschiedlich die einzelnen Pilgerziele auch sein mögen, weist das Wall fahrtswesen dennoch über die Jahrhunderte die gleichen Merkmale auf. Religiöse Hauptmotive sind die Buße für begangene Sünden und die Erfüllung eines Gelüb des oder Eides, wobei das eigene Seelenheil sowie die Tilgung von Schuld im Vor dergrund stehen.' Im Spätmittelalter kam es gelegentlich vor, daß in Erfüllung des letzten Wil lens eines Verstorbenen für dessen Seelenheil eine oder mehrere Pilgerreisen zu unternehmen waren. So stiftete z.B. der Steyrer Bürger Thomas Dienstl 1479 „zum Seelgerät" unter anderem Wallfahrten nach Rom, Aachen, Zell, St. Wolfgang, Tamsweg (St. Leonhard). Zu den drei letztgenannten Orten waren binnen Jahresfrist zwei Kirchfahrten zu unternehmen.^ Ferner stiftete der Steyrer Bürger Hans Fuchsberger 1494 Wallfahrten nach Otting (Altötting), Zell (Maria Zell) und St. Julian. Seit dem Mittelalter bildete sich in der Gegend der Eisenwurzen ein Netz von lokalen Wallfahrtszielen heraus, von denen einige ihre Anziehungskraft bis heute bewahrt haben. Garsten Zu den ältesten Pilgerstätten der Eisenwurzen zählt wohl die Stiftskirche des Benediktinerstiftes Garsten. Bereits in der um 1180 entstandenen Lebensbeschreibung des hl. Berthold, des ersten Abtes dieses Klosters (gest. 1142), finden sich Hinweise auf Pilgerscharen aus den umliegenden Pfarreien, die zu seiner Verehrung nach Garsten kamen, um an den feierlichen Gottesdiensten teilzunehmen. Darin wird auch ausführlich von Wundern berichtet, die sich an seinem Grab zugetragen haben sollen. ' Karl Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung. Bd. 1, Linz 1932, S. 259. ^ Valentin Preuenhuber, Annales Steyrenses. S. 220 f.

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