OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

weiterhin die Bestände in den Bergen schlagend*^ Dieser Standpunkt fand seinen Ausdruck im Bericht einer speziellen Kommission von Experten." Die öffentliche Meinung stellt in erster Reihe als Ursache des Unheils die übermäßige Abholzung der regnerischen Karpatenwälder. Viel mehr Waldflächen, besonders die Fichtenbestände, werden kahlgeschlagen, als offiziell verlautbart wurde, wodurch das hydroregulierende Vermögen der Waldbodenschichten und Berghänge grundsätzlich gesenkt und vielerorts ganz beseitigt wurde. Ab 1995 beschaffen das Rundholz 336 verschiedene Organisationen, unter denen Firmen aus Ungarn, Tschechien, Österreich, Deutschland, Schweden und anderen Ländern Europas die Lizenzen kaufen, um Holz in den Wäldern der Karpaten selber aufsu chen, beschaffen und ausführen zu dürfen. Die Holzgewinnungserträge durch Lizenzen rechnete man nicht ein. In der Reportage, die in Russisch-Mokra zehn Tage nach der Grauennacht vom 4. zum 5. November Laryssa Podoljak machte, wiedergibt sie die Klage der Mokrainer: „Vor fünf Jahren begannen 28 ausländische Firmen elitäre Fichten mit mächhgen Maschinen zu fällen. Das Rundholz befördern sie mit Raupenschleppern den Bächen entlang und transportieren die Stämme Tag und Nacht ab. Das ,Abfallholz' lassen sie einfach auf dem Schlag durch- und übereinander liegen. Die Fichten bestände auf den Hängen beiderseits des Janovec sind weg. Alle Hänge um und über Russisch- und Deutsch-Mokra sind kahl. Dabei ist nur jeder fünfte Mann im Schlag beschäftigt. Seit 1996 schuldet das Ust-Corna-Forstrevier seinen Arbeitern die miserablen Löhne"." „Sogar der Fichtenwald um Uschelkoschara, wo wir Königsfelder beim Suniwentfojer die Scheiwerln schlugen und drei Tage unter den dichten und hohen Wipfeln der Fichten Suniwenten (Sonnwendfest) feierten," ist nicht mehr da", sagte mir betrübt die Deutschstudentin der Universität Uzhorod Ingrid Kais. Bestürzt über das Schicksal der Wälder in den Karpaten ist die Handvoll der noch in Königsfeld und Deutsch-Mokra lebenden Salzkammergütler, die zwar den „harten Schlag" der Berge voraussagten, aber ihn nicht als so grausam erwarteten. Und wenn noch vor einigen Jahren Franz Kais, der Stammvater einer Königsfelder Familie, sagte: „Heimat ist für mich, wo man in selbstgezimmerten Häusern wohnt, ... wo es noch Menschen gibt, die auf eine sakrale Grußformel die richtige Antwort wissen.^" So muß diese Heimat wegen ihrer erzürnten Natur, die die selbstgezim merten Häuser überschwemmt und wegreißt oder unter Schlamm begräbt, die Stra ßen hinter betonierten Uferbefestigungen abwäscht und noch schlimmeres Unheil im nächsten Frühling mit dem Schneeabgang von den Bergen bringen kann, so muß sie, diese Heimat, verlassen werden", meinte Johann Kais, der Sohn von Franz. Dubovskyj, ibid. " Nadia Sopko, Der Dominantfaktor des Unheils ist der intensive und dauernde Regen (ukrainisch). In: Novyny Zakarpat'a, 16. 1, 1999. Laryssa Podoljak, Gram in den Bergen (ukrainisch). In: Sribna Zemlja, 21. 11. 1998. Georg Melika, Das Suniwentfest von Königsfeld in den ukrainischen Waldkarpaten. In: Mitteilungen des Ischler Heimatvereines, Bad Ischl, Folge 22, Frühjahr 1994, S. 40-43. Wilfried Schabus, Berge außen, Berge innen. In: Spektrum, 28. 5. 1994, S. II.

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