OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

nach Tjumen deportiert wurden.' Die Königsfelder Heimkehrer nach 1946 wurden nicht vertrieben und konnten in den Wäldern ihre Arbeit als Holzknechte wieder aufnehmen. Gleich nach der Führungsübernahme der Forstwirtschaft wurden von den Sowjetbehörden die Fichten- und Tannenbestände in einem nie zuvor gewesenen Ausmaß geschlagen und ausgeführt. Wenn auch die „alten" Waldarbeiter den Wald schlugen, neu ist eine forstlich gänzlich ungeschulte Führung gekommen, der es nur darum ging, maximal viel Holz für den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Volks wirtschaft auszubeuten. Die Sollerträge wurden zu 250 bis 340 % überboten," wofür die Natschalniki (russ. Leiter) von der Partei verehrt und hohe Prämien bekamen; einige Holzfäller machte man zu „Helden der sozialistischen Arbeit". In jenen Jahren hatte man auf waldschonende Verfahren verzichtet, und mit dem Einsetzen von Motorsägen und Raupenschleppern wurden die Bäume schneller gefällt und ent ästet, die Stämme ohne Riesen direkt zu den Schnittplätzen befördert. Bei Steilhän gen von 30 Grad und mehr hoben die Schlepperfahrer das Langholz am Stamm ende nicht auf das Heckschild, sondern zogen sie in ihrer ganzen Länge hinterher, welche die auf ihrem Weg stehenden Baumstumpfen einfach umwarfen. Bei der Schlängelfahrt von Stamm zu Stamm zermalmten die Raupen der Schlepper bei jeder Biegung und Umdrehung den Waldboden, vermischten ihn mit dem Humus, dem Unterwuchs, dem herumliegenden Geäst und Unnutzholz. Der Anblick eines frischen Schlages bot dem Wald- und Naturfreund ein erdrückendes Verwüstungs bild. Der ganze abgeholzte Berghang wurde von einem Spinnennetz von breit- und tieffurchigen Wegen durchzogen, welche talwärts zusammenliefen, wo sich die Rau pen der Schlepper mit den dahinter pflügenden Stämmen immer itefer zu Gräben einfraßen, welche sich bei Regenwetter zu reißenden Bächen verwandelten. Überall ragten wie Gespenster Wurzelgestalten der umgeworfenen Baumstumpfe, hinter denen die Wasserlachen den ohnedies aufgelockerten Waldboden verschlammten und Erdrutsche in verschiedenen Größen verursachten. Die letzteren entblößten auf den Berghängen das Grundgestein und versperrten unten in der Schlucht durch ein Gemisch aus Schlamm, Gestein, Holz und Wurzeln das Bachwasser. Das dadurch entstehende Stauwasser verwandelte sich bei regnerischem Wetter in Schlamm ströme, die die Wasserläufe verschmutzten und unbeständig machten. Für den Durchlaufzustand der Bäche und Flüsse im Gebirge wurde praktisch nichts gemacht, weil ja die gesamte Holzbeförderung per Eisenbahn und Straßentransport erfolgte. Die barbarische Weise, mit der die Wälder abgeschlagen wurden, deren Aus maße und das Ignorieren des schnellen Wechsels zwischen Tief- und Hochwasser- ' Georg Melika, Die Deportation der Deutschen aus Transkarpatien in den Jahren 1944-1946. In: Jah resbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde. Hrsg. v. Heike Müns, Marburg 1995, S. 335351. Volodymyr Prystupa, Dynamik der Holzausbeutung. Geschichte und Perspektive der Forstwirtschaft Rachovo (ukrainisch). In: Novyny Zakarpat'a, 12. 7. 1997, S. 4.

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