OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Wahl für die Europa-Hymne neben Beethovens Vertonung von Schillers „Ode an die Freude" der letzte Satz aus der „Feuerwerksmusik" von Händel und Charpentiers Te Deum standen. Zwei weitere Beiträge runden den Band ab. Die Faszination der Musik Richard Wagners nahm Anton Bruckner völlig gefangen. Seine Ver ehrung gegenüber dem von ihm als „Meister aller Meister" bezeichneten Wagner ist allenthalben be kannt. Aus Leopold Nowaks Bruckner-Buch (Trauner-Verlag, Linz, 3., erweiterte Auflage 1995) erfahren wir, daß der große Symphoniker im Au gust 1876 nach Bayreuth „zur ersten vollständigen Aufführung der Ring-Tetralogie" fuhr (S. 179). „In halt und Text interessierten Bruckner wenig, er scheint den Zugang zu Wagners Werken nur über die Musik gefunden zu haben ...", ist im „Hand buch" über Bruckner (Residenz Verlag, Salzburg 1996) zu lesen (S. 474). Schreibt ein Jurist ein Buch zu Wagner, so wird er sich ihm anhand des Textes nähern, den übrigens Marcel Prawy durch Veranstaltung von Wagner-Lesungen als eigenständigen Wert aner kannt wissen will. Freilich hat der Text Parodien geradezu provoziert: Man denke an die Parodien des „Tannhäuser" (1857) und des „Lohengrin" (1859) durch Nestroy. Grundthema der Tetralogie mit „Rheingold", „Walküre", Siegfried", der Bruckner faszinierte. und „Götterdämmerung" ist das Spiel um Erlan gung und Sicherung von Macht und Reichtum. Das ist das Zeitlose am „Ring", weshalb Regis seure die Handlung in die Gegenwart verlegen. Die Zeitlosigkeit der Handlung zeigt sich etwa darin, daß bis zu ihrem Untergang vordergründig Gewinner die sind, die durch ihr zum Teil krimi nelles Streben zu Macht und Reichtum gelangt sind. Auf der Strecke bleiben früh jene, die ihren Aufstieg auf legalem Weg verfolgen. So muß der Zwerg Alberich, Symbol des Emporkömmlings aus tiefer sozialer Schicht, bald erfahren, daß die Spielregeln der Mächtigen andere sind, als sie sei ner Vorstellungswelt entsprechen. Stefan Sailers Buch ist nicht nur für Juristen eine ungewöhnlich anregende Annäherung an den „Ring"; die I. Auflage aus 1993 war folglich bereits ein Jahr nach Erscheinen vergriffen. In der nun vorliegenden Neuauflage versucht der Autor, wie er im Vorwort betont, den gesellschaftskriti schen Aussagegehalt der Ringtetralogie unter Ein beziehung der Sichtweise Wagners, die vor allem aus seinem regen Briefverkehr und seinen Schrif ten offenkundig wird, noch deutlicher hervorzu heben. Das Buch wird durch Illustrationen von Peter Schwarzbauer zusätzlich belebt. WagnerFans werden an der Auswahl empfehlenswerter Einspielungen der Ringtetralogie (S. 189-192) Freude haben. Josef Demmelbauer

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